31.10.19

Blätterfall

Sieh, es löst sich.
Ist es frei?
Lösgelöst
oder vertrieben?
Wollt es fort?
Wär’s gern geblieben?
Hegt es Wehmut?
Duldet Schmerz?
Ist es froh,
nun weg zu fliegen?
Hat es so was
wie ein Herz?
Spürt es Freud
in allen Poren?
Ist es einfach
nur verloren?
Hab ich recht,
es auf zu heben,
es in meinen Buch
zu legen? 

Ach, ich lass es
bunt und pur
lieber hier
in der Natur.


© Lisa Nicolis

4.10.19

Oktober

Jaulendes Rütteln am Fenster.
Wolken tropfen die Scheiben blind,
von hier oben betrachtet.
Von hier oben betrachtet,
pilzformgetarnte Wesen
schleichen kopflos vorüber.

Bleigrau der Tag, trägt sein Gesicht
triefend in Herbst gehüllt
sonnenscheu, farbmüde.
Sonnenscheu, farbmüde,
drehen die Stunden
weiter hinaus aus dem Sommer.

Windringelspiele wirbeln
blattlos die stämmigen Bäume,
wundergeschwängert schon.
Wundergeschwängert schon,
sehnt sich die Erde wieder
nach flaumiger Ruhe.

© Lisa Nicolis

3.10.19

Wetterfühlen


Atlantiksturmreste
in meiner Blutbahn.
Verblassende Enttäuschungen
weinen sich wieder herzan,
Wunden brechen auf
zuhauf.
Sonnentage,
verblutet,
sturmgeflutet,
verknoten sich in der Kehle.
Nur diese Schatten,
wasserdicht,
schweben frei
durch die wandlose Seele.

© Lisa Nicolis

1.10.19

In jedem Baum

Lehne mich an einen starken Baum,
sagt der Herbst sich so an manchen Tagen,
träume weiter meinen bunten Traum,
lass mich doch vom Winde nicht verjagen.

Doch er weiß, auch wenn der Baum ihn schützt,
und er ist ihm jetzt ein Gleichgesinnter,
Träumen hat noch nie etwas genützt,
denn in jedem Baum wohnt auch ein Winter.

© Lisa Nicolis