29.9.19

Ausblick

Flugzeuge schneiden
den Himmel 
in Stücke,
ziehn eine Brücke
von da nach dort.
Überall
ist ein anderer Ort,
nur hier
ist der Gleiche.

Durchs spärliche Laub

rieseln Sonnenscherben.
In der Luft hängt
ein herbstgoldner Staub. 
Leben tobt
in den Straßen
und es haucht
mir Almosen zu.
Reste von Himmel,
von Erde, von Sein
rieseln auch
in mich hinein.

© Lisa Nicolis

27.9.19

Regen auf deinem Gesicht

Ist’s nur Regen
der in Strömen
auf dein Antlitz
niedersinkt?

Meine Augen
sind dir Inseln,
wo dir Trost
zum Abschied winkt. 


© Lisa Nicolis

26.9.19

Dämmerwolkig

Wasserfalten
kräuseln um’s Schilf.
Der See trinkt sich himmelsatt
und dämmerwolkig.

Bunt waten Enten
durch dieses Universum,
das seeweit verschaukelt
samt meinem Spiegelbild.


 ©Lisa Nicolis

25.9.19

Glocken

Vom Glockenschlag schrecken
Sekunden meiner Lebenszeit hoch,
bis der nächste Klang
sie verschlingt.

Hellwach verirren sich meine
Gedanken in den hohlen Bauch
des Kirchturms und fliegen dann
laut über alle Dächer.

Die Glocken klingen noch dumpf
in mir weiter, auch als die
Regelmäßigkeit der Sekunden
in mein Herz zurückfällt.

© Lisa Nicolis

22.9.19

Mondnacht


Mir war,
als ob der Mond
durchs Fenster greift,
mir meine Lider streift
und mir die Träume stielt.
Mein Schlaf ist hin,
die Träume
aufgeschreckt verflogen,
zum Nachbarn,
oder sonstwo hin.

Und der wird weiter
meine Träume träumen
in dieser Nacht,
oder er wacht,
oder ist längst
schon umgezogen
und meine Träume sind
ein Brückenbogen
zu einer andren Welt.

Sollte der Schlaf
mich doch noch
wieder finden,
werd’ ich
durch Strahlenfernen
schweben
aus meinem Schlafloslabyrinth.
Und all die Sterne,
die da winken,
die werden sich
an meinem neuen Traum
betrinken.

©Lisa Nicolis

18.9.19

Stille


Stille ist pastellne Seelenfarbe,
Quelle, die das Meeresrauschen übt,
kirschblütengefang’ne Sonnengarbe,
Frühling, den kein Wolkenzipfel trübt.

Stille ist, mit sich in Einklang leben.
Stille baut sich schützend vor dich auf,
kann dich siebtfach in die Himmeln heben
und den Geist gesunden kann sie auch.

Stille wird mitunter auch mal lauter
und du kannst sie einfach nicht mehr hör’n.
Du entzögst dich gerne ihrem Zauber,
doch dein Inn’res zaudert, sie zu stör’n.


© Lisa Nicolis

17.9.19

Alt sind die Gärten

Alt sind die Gärten
und windzerfetzt
steht der Sommer
am Rand seiner Zeit.
Rost hat sich wieder
ins Laub gesetzt
und der Herbst
hängt sich Perlen
ans Kleid.

© Lisa Nicolis

16.9.19

Du schweigst


Du schweigst mir deine Sorgen heut entgegen,
ich sehe sie an deinem trüben Blick.
Dem Schweigen kann ich keinen Ratschlag geben,
so schweig ich mein Verständnis dir zurück.

© Lisa Nicolis

15.9.19

September


Wenn die Schatten über Tage dauern,
Wolken allen Glanz und Schein vermauern,
alle Stunden  nur dem Winde lauschen
und dem eintönigen Blätterrauschen,

wenn sie müde von dem  grauen Gehen
düster, trostlos in die Tage drehen,
Morgenstunden durch das Dunkel irren
und sich Tag und Nacht darin verwirren,

wenn sich Nebel über Wiesen hängen
und sich Schatten in die Seele drängen,
 blattlos sich die Zweige lichtwärts träumen
liegt ein neuer Herbst schon in den Bäumen.

©Lisa Nicolis

14.9.19

Neuer Morgen


Aus den Zweigen
früh am Morgen
löst ein Zwitschern sich
zu mir
und zur zarten
Morgenröte
findet sich
der Tag zu ihr.
Schwer noch lähmt
die Nacht die Lider,
Stimmen
schwirren durch die Luft.
Fenster öffnen!
Tief durchatmen
-stadtgetränkten
Lebensduft.

© Lisa Nicolis

11.9.19

Herbstabend



Ach, könnte ich den Himmelsfaden finden,
um diesen Herbstabend an mich zu binden,
um mich an seinem Odem zu betrinken
und horizontwärts in ihn zu versinken.

© Lisa Nicolis
07.09.2019

5.9.19

Herbslandschaft


Immer heller fall’n die Stunden
in des Morgens kühlen Raum,
färben birkenbleich, benebelt,
schon den nahen Waldessaum.


Längs der Pfade flüchten Schatten
in den blattgeschmückten See.
Ockern welken Gräsermatten
und es riecht nach Erdennäh.

© Lisa Nicolis

3.9.19

Herbstnähe

Dem Sommer bin ich längst vergangen.
Dem Herbst werde ich jetzt
in bunten Farbenstrahlen prangen
noch froh und unverletzt.

Ich hab die Süße schweren Weines,
die Pracht des bunten Walds,
der späten Spinnenfäden Feines,
den Ton des Goldgehalts.

So trotze ich den herben Wettern
und weiß es, leicht wird’s nicht.
Sie werden mich vielleicht entblättern,
sie nehmen mir vom Licht.

Ich werde dann in trüben Stunden
vom Rest der Sonnenstrahl’n,
die ich dem Sommer hab entwunden,
Licht in die Seele mal’n.
                                                            
© Lisa Nicolis
03.09.2009