30.3.23

Die Bega


Zwischen Rohr und Schilfes Schneide
trägt sie sich und ihre Lasten,
schwenkt, leicht kräuselnd, ohne Hasten
um der Heide Trauerweiden.

Loses Band auf weiten Fluren,
wie vom Wind ins Land getragen,
folgt sie nachts den Himmelswagen
auf den feinen Sternenspuren.

Morgens tauchen müde Strahlen,
weit gereist, in ihre Tiefen,
wo Najaden friedlich schliefen
in verborg’nen Perlmuttschalen.

Nymphenkinder blauer Pfade
tragen Glanz in ihre Mitte,
aus der Weiden Scherenschnitte
~Farbenhauch, wie eitle Jade.

Sprühen bunte Farbenzeichen,
über Binsen, die Libellen.
Kähne ziehen leise Wellen,
die sich sacht ans Ufer schleichen.

Well’nverwandt werd ich sie lieben
bis ans Ende meines Lebens.
Jung sein möchte ich vergebens!
Sie ~ist alt auch jung geblieben...

© Lisa Nicolis (1992)

Die Bega- der Fluss meiner Kindheit und Jugend! Ein Fluss, der jährlich seine Opfer forderte, der aber uns Kindern, und nicht nur, die Sommerferien versüßte. Wo wir stundenlang im Sand lagen. Sand, der am Oberlauf des Flusses abgebaut wurde, in schweren Lastkähnen geschaufelt wurde und nach höllischer Sisyphusarbeit in unserem Heimatort am Flussufer ausgeladen wurde und wo ständig 3-4m hohe Sandberge standen. Ein Ort, wo man als Kind gerne zuhause war. Und wo unsere Großväter einen kilometerlangen hohen Damm um die Bega gebaut hatten, der allen Überschwemmungen standhielt.
Heute ist die Bega ein Rinnsal, den man bloßen Fußes überqueren kann und das Herz blutet, wenn man sie sieht. Damals hätten wir niemals denken können, dass es sie eines Tages nicht mehr geben wird. 
Wir nimmersatte Menschen verpesten selbst den Kosmos. Der Erde geht es immer schlechter. Das Universum hätte den Menschen ohne Zugang zur "Intelligenz" erschaffen müssen. 

29.3.23

Vom Zuhören


Was soll ich mit meinem erfahrenen Leben?
Wer braucht es aus meinem verbitterten Mund?
Wer würde mir dafür `nen Augenblick geben
und täte dabei nicht das Eigene kund?

Wer hat eine Zeit, nur von Lebenssekunden,
und hört in die Einsamkeit selbstlos hinein?
Das Telefon klingelt. Jetzt bin ich verbunden,
von göttlicher Hand, mit der alten Frau Klein.

Sie fragt mich, was soll ihr erfahrenes Leben
und klagt in mein Ohr den verbitterten Mund.
Ich wünschte, ich könnte jetzt hochgeh’n und schweben
ans andere Ende vom erdlichen Rund.

Bin ich mal verbittert, greif ich nicht den Hörer
und quäle mein Umfeld mit Weh und Geschick.
Ich schreib ein Gedicht mit Auweia und Stöhner
und kleb mich im Netz in des Lesers Genick.

Lisa Nicolis

 

27.3.23

Was wäre, wenn...

Was wäre geworden, 
wenn ich getan hätte, 
was ich nicht getan habe?
Es ist geworden, 
was ich getan habe
und nicht hätte tun sollen!

Lisa Nicolis

 

26.3.23

Einen schönen Tag! Have a nice day!

Windstille

Heut leg ich mich
in den Wind
…vielleicht.

Ich ließe mich tragen.
Möchte dem Wind nur sagen,
sei sacht,
flieg nicht zu hoch.
Die Erde will mich noch tragen. 

Fliege nicht hoch,
doch flieg!
Fang mich auf,
winde mich
aus der Alltagsgruft.

Habe längst schon vergessen,
wie Ferne schmeckt und
des Heimkommens
sehnsuchtsgetränkter Duft.

Einmal noch's 
Heimkommen spüren,
nicht nur’s 
Zuhausesein führen.

Heute würde ich alles geben,
Mut zeigen, Wille.
Ließe mich windentführen.
Möchte das Leben spüren.

Doch plötzlich
-kein Wind mehr,
nur Stille...


21.3.23

Selbstverleugnung


Die Wahrheit liegt versteckt
in allen meinen Wunden.
Die Lüge lass ich frei,
dass meine Krankmacher dir munden.

Lisa Nicolis

19.3.23

Aufgeräumt


Aufgeräumt

Die schwarze Tinte
auf vergilbten Blättern
der längst gefällten Bäume
- wie trocknes Blut
verletzten Daseins.

Vorbei an
verblassenden Schnörkeln
lese ich
die Augen mir nass

und während ich alle Worte
in blaue Tonnen verschütte,
brennen sie mir
in der Seele
noch weiter.

Lisa Nicolis

18.3.23

Hat man Träume, hat die Wortkunst Farbe


So manche können schöne Bilder bauen.
Doch dieser Baukunst Herr bin ich wohl nicht.
Sie können Herztöne in Steine hauen,
mein Worttum reicht zuweil’n zu ‘nem Gedicht.

Die Gabe gibt’s nicht mehr, noch viel zu träumen,
ein jeder Traum ist ausgeträumt und weit.
Ich brauche scheinbar nichtmehr Illusionen,
ich brauche höchstens nur noch etwas Zeit.

Lisa Nicolis

17.3.23

Ein schönes Wochenende!


Einsamsein

Möchte mein Einsamsein
in eine Schublade sperren.
Möchte erproben,
wie es denn wäre,
einmal nur,
einsamlos sein.

Wie ich mich kenne,
würd ich bald wieder
mich kleinmachen, 
dass ich mit
in die Schublade passe,
um allem Vielsamsein
zu entgehn.

Das hat zu viele Gesichter.


Lisa Nicolis

12.3.23

Ich wollte es nicht, dann hab ich's trotzdem reingestellt


Wenn ich das Wollen wollte,
würde ich wollen wollen.
Will ich es nicht,
zieh ich mit mir
nicht ins Gericht.
Wenn ich nicht wollen will,
wozu 's Nichtwollen wollen?
Nichtwollen heißt auch mal 
so ab und an,
ich will das Wollen nicht.

Lisa Nicolis

7.3.23

Grade war ich weg


 Alltagringe

Ringe, Ringe,
große, kleine,
fallen, fallen
über mich
und sie zeichnen
tiefe Rillen
in die Seele, ins Gesicht.
Jeden Tag
die gleichen Engen,
der Versuch,
die Ring’ zu sprengen…
Fang sie auf,
die bunten Ringe,
wirf sie durch die Luft
und bringe
mich an einen andren Ort,
fort von hier,
nur fort, nur fort.
Denn sie fallen,
denn sie fallen
über mich,
wie ein Schlinge,
diese großen, diese kleinen,
diese Ringe, diese Ringe…

© Lisa Nicolis

5.3.23

Oder du schweigst


Schöpf mir aus deinem Herzen Worte,

baue daraus 'nen luft'gen Hafen.

Dann führt Zephyr zur Himmelspforte;

möchte auf rosa Wolken schlafen.


Oder

du schweigst mir Seelenwege,

lassen sich Worte nicht mehr finden.

Auch ein Berühren zaubert Stege, 

Boote voll Liebe dran zu binden

© Lisa Nicolis


 

4.3.23

Wir gehen eigentlich blind durch die Welt


verbundene Augen

zwischen geheuertem Zweck
zitternde Gerüche im Glück
grünliche Anlässe blind
so leis Ich und fluchende Welt
leuchtende Pupillen
warum leuchten die klaren Pupillen?
leuchtendes Opfer?
sie leuchten und pumpen verdammt so klar.
sieh! pumpen sich dick und blöd?
entscheide!
sie leuchten so bunt!
träumer - er hat es dann zu bringen?

Gedicht Nummer 13929242

Manch einer, der es zu wegen bringt, dieses Werk zu lesen, wird staunen und sich denken, jetzt hat er sie definitiv erwischt, der Alzheimer. Ich will das nicht lautstark widerlegen, denn man weiß ja nie!!! Doch das Gedicht wurde von dem genialen "Poetron" erstellt, den ich seit vielen Jahren wieder besucht habe und mit paar Wörter gefüttert habe. Zum Gaudi hab ich es reingestellt. 
Schönes Wochenende!