20.8.22

Augustmorgen in Berlin

Zum offnen Fenster rein,
zerstäubt ganz fein,
strömt, morgenkühl,
ein Ozean.

Oder sind's Tränen,
Schweiß gar,
simultan?

Ist es ein Binnenmeer
aus Tau?
Entglitt ein Bausch
dem Wolkenstau?

Egal,
ich reiß mich täglich
an den Riemen.
Atmen ist schwer.
Ich bräuchte dringend 
Kiemen.

 
© Lisa Nicolis

 

9.8.22

Der Wind, der keinen Regen bringt

Aus den Bäumen
winkt der Wind, und er winkt,
und winkt, und winkt. Müd sein Seufzen,
abendblind, straßenweit im Nichts versinkt.
Drin im Durst des Baums, bei all
dem Winken,
droht der
Traum
nach
Regen
zu ertrinken.

© Lisa Nicolis

 

4.8.22

Sommer


Ich musste für mein Wachsein nichts mehr tun, 
die Nacht hat alle Träume fortgefegt.
Sie scheint alleine in sich selbst  zu ruhn 
und hat sich dampfend auf die Welt gelegt.

Nun wachen alle Sterne mit im All
und die Geräusche, die die Stille macht.
Vielleicht ist’s nur der Sinne dumpfer Hall,
vielleicht ein Hauch der schwülen Sommernacht.

Hör ich das Rauschen meines Blutes nur?
Pickt leis die Uhr aus meiner Umlaufzeit?
Die Stunden hängen gnadenlos, obskur
in dieser ungewissen Ewigkeit.

© Lisa Nicolis