11.7.22

Menschenmüde


Kleinschlafen möchte ich mich,
blattgrün mich betten,
unter Baumgreisen mich verstecken
und erdennah die jungen Düfte
sommerlang atmen.

Fernschlafen möchte ich,
menschenfern mich verliegen
unter schattigen Armen,
wenn auch nur sonnenlang,
vielleicht nur noch heute.
 

 
©Lisa Nicolis (1995)

7.7.22

Blick in den Spiegel

der Himmel unter meinen Füßen ist tief
in seinem Blau sind die Sterne versunken
ein Boot flattert vorüber
die Ruder greifen wie Flügel
nach den Wolken und
es ist Stille

ein Kleiber trällert
über der Brücke
der Himmel steigt aus dem Wasser
wölbt sich über mich und dem Boot
das in der Ferne
im blauen Spiegelbild verblasst
 
© Lisa Nicolis
 

6.7.22

Wo sind nun die Tauben hin


Weiße Tauben, weiße Tauben
sollen uns den Frieden grüßen.
Wenn die bösen Männer bloß nicht
sie uns kalt vom Himmel schießen.
Während Kinder, Frauen darben,
trägt die Welt des Kriegsgelüsters
Wunden, Narben.

Lisa Nicolis

5.7.22

Guten Tag!

Flügel, die
im Morgen kreisten,
Duft von wilden
Kräutern stahlen,
 
Tauperlen,
von weitgereisten
Sonnengrüßen
bunt bemalen,
 
und ein Tag
auf leichten Füßen
mögen heute
dich begrüßen.
 

©Lisa Nicolis

4.7.22

Schweigen

in meinem Kopf regnet es Worte
meine Lippen lechzen nach Silbentropfen
die Leere um mich hat kein Echo
und die Falten meiner Zeit
verstauben in Wortlosigkeit
dann hol ich mir Farbtupfer
aus der Seele

© Lisa Nicolis

2.7.22

Selbstironie einer Hobbypoetin


Besitzt man übermäßig viele,
ist es nicht schwer, Wörter zu finden.
Doch aus dem wenig, das sie hat,
versucht sie Reim an Reim zu binden,
macht sie den Vers zum Spaß am Spiele.

Unter 'nem lyrikblassen Dunst,
entsteht im Nu Silbensalat.
Sie hofft, dass nach dem Wohlgenuss
mancher die Finger lecken muss,
weil selbst ein Appel und ein Ei, 
doch etwas hat.
Aus nichts
wenig zu schaffen, 
mein ich, 
ist -Kunst!

 
© Lisa Nicolis