12.3.24

Meine Bega


Zwischen Rohr und Schilfes Schneide
trägt sie sich und ihre Lasten,
schwenkt, leicht kräuselnd, ohne Hasten
um der Heide Trauerweiden.

Loses Band auf weiten Fluren,
wie vom Wind ins Land getragen,
folgt sie nachts den Himmelswagen
auf den feinen Sternenspuren.

Morgens tauchen müde Strahlen,
weit gereist, in ihre Tiefen,
wo Najaden friedlich schliefen
in verborg’nen Perlmuttschalen.

Nymphenkinder blauer Pfade
tragen Glanz in ihre Mitte,
aus der Weiden Scherenschnitte
~Farbenhauch, wie eitle Jade.

Sprühen bunte Farbenzeichen,
über Binsen, die Libellen.
Kähne ziehen leise Wellen,
die sich sacht ans Ufer schleichen.

Well’nverwandt werd ich sie lieben
bis ans Ende meines Lebens.
Jung sein möchte ich vergebens!
Sie~ ist alt so jung geblieben...

© Lisa Nicolis



Dieses Gedicht hatte ich vor langer Zeit geschrieben. Unsre Bega war einst ein Fluss, 

der reichlich Wasser getragen hatte und in meiner Kindheit weichte der hohe Damm im 

Frühling recht durch, dass man manchmal das Wasser auch auf der Straße hatte.

Jetzt kann man sie fußläufig überqueren, weil sie nur noch ein Rinnsal ist.

9.3.24

Quelle (neues Bild, altes Gedicht)

es glitzert

ein verlor’ner Himmel

sonnensilbern

in deinem klaren Kräuseln

mich dürstet es

nach monotonem

Plätschern

nach feuchterdiger Frische

die Lauterkeit werd ich

dir trüben

dich schöpfen

und trinken werde ich

den Wald

der sich in deinem

Spiegel wiegt


© Lisa Nicolici

 

3.3.24

Das Schweigen



Streut der Abend diese Leere
durch den seichten Dämmerschein?
Dunkelt er nur meine Blicke
oder auch in mich hinein?

Auf den hellen Sternenwegen,
die ich mitgegangen bin,
sagten wir schon alle Worte,
führt kein Steg mehr zu uns hin.

Jeder geht an seinem Ufer,
Gleisen gleich, im müden Schritt.
Und im Lebensfluss treibt müde
unser beider Schweigen mit.

Brückenlos klafft diese Leere
ohne jeden Widerhall.
Nur im Irgendwo, da draußen,
schlägt verträumt die Nachtigall.

© Lisa Nicolis