23.1.21

Worte


Die Worte, 
die du jetzt liest, 
kehren nie mehr 
zu mir zurück, 
durchziehen 
deine Seele, 
hängen 
an deinem Blick. 

Dann werden 
uns neue 
Ereignisse geboren 
und meine Worte 
gehen dir 
und auch mir 
verloren.
 

© Lisa Nicolis

21.1.21

Wintertage


Von irgendwo kommt diese Leere,
flüchtet in jeden Tag hinein,
als ob sie hier zuhause wäre
und sollt es wieder morgen sein.

Wie all die Pfade still verwaisen,
die mich verschlangen Schritt für Schritt!
Es führen nur Gedankenreisen
noch immer Himmelklares mit.

Die Stunden bringen hohles Schweigen,
Geflechtentand aus Wolkengrau,
und hin zum Abenddunkel neigen,
noch eh ich Tageshelle schau.

Den zufließenden Nachtgardinen
träume ich Seelenperlen an
und schmücke sie mit Herzrubinen
und hoffnungsgold’nem Filigran.

© Lisa Nicolis

17.1.21

Winterbild bevor es Frühling wird


Gedankensplitter

Meine Meinung äußern? Oder sie lieber zerkauen, sie schlucken, um sie brav zu verdauen?
Mich taktisch verbiegen? Oder ehrlich verlauten, was ich fühle, wage zu denken, um mit meiner Wahrheit, vielleicht, ein Vertrauen, eine Bindung in Zwietracht zu versenken?
Meine Meinung nach außen tragen? Sie könnt wie ein Flummi wieder auf mich zurück schlagen.
Mich hinter Mauern verbauen, als würd's mich nicht jucken, dieses Unrecht zu schauen ?
Würde ich Tausende nach der Wahrheit fragen, würde die Hälfte das Eine, die andern das Andere sagen.

15.1.21

Lockdownabend am Fenster



Im Mond hat sich ein Stern verfangen,
`ne Wolke sitzt am Schornstein fest.
Im Kirchturm Glocken müd verklangen,
da baut ein Flugzeug jetzt ein Nest.

Ein Leuchten springt aus allen Fenstern,
ein Strahl bricht grad sich das Genick.
Das Martinshorn, beliebt bei Gangstern,
blöckt in die Stille einen Knick.

Der Januar schluckt schwer die Realien,
entblößt zu sein, ganz ohne Schnee.
Doch der beschneit eh lieber Spanien.
Das tut auch mir im Herzen weh.

Die Nacht verkriecht sich in den Ecken,
`ne Lampe spuckt den Hof voll Licht.
Der Irrwitz spielt mit mir Verstecken,
in diesem irreal`n Gedicht.

© Lisa Nicolis

13.1.21

Januarmorgen

An dem dunstig dunklen Schweigen
schleicht empor ein fahles Licht,
`s ist ein Knistern in den Zweigen,
wenn der müde Schneesaum bricht.

Irgendwo im Erdenschatten
reift die Morgenröte schon
und am Himmelsrand ermatten
Stern’ und Mond wie weißer Mohn.
 
Eisig ruht die weiße Stille
wie ein Grabtuch überm Wald,
doch der Äste Rindenrille
birgt schon ahnungsvoll ein Bald.
 

© Lisa Nicolis


 

12.1.21

Das Bild ohne Blumen


Sag mir, wo die Blumen sind, 
wo sind sie geblieben? 

Bastle zeitgeistig, 
mein Kind. 
Findst's du's
 übertrieben?

Doch wie ich es eben find'
-man soll Modernes 
auch mal 
lieben.

Hätte noch gerne Goldstaub drübergepustet, doch das geht virtuell nicht...;-)

3.1.21

Düsteres Neujahr


Milchig trüb setzt sich der Morgen
an das Fenster, ungewiss,
ob der Wind ihm Strahl'n wird borgen,
durch spontanem Wolkenriss.

Doch der treibt sie wieder dichter
über mich und meine Welt.
Zeichnet neblige Gesichter,
ins geschloss'ne Wolkenfeld.

Wie schon längst vergilbte Schleier
hängen sich die Stunden auf.
Gestern war die Luft voll Feier,
heut bin ich elegisch drauf. 

© Lisa Nicolis