25.10.20

Gedankenreise



Über Wolken und Regen
bogen die Gedanken hin
zu sonnige Welten.
Hinter dem Regenbogen
pflückten sie Farben
und brachten Düfte
und knüpften sie
an meine Lebenfreude.


(C)Lisa Nicolis 
 
Heut mal wieder nichts gesehn, ein Gedicht ist doch geschen'n. Und ein Bild stand auch zur Wahl noch von anno dazumal


24.10.20

Oktober



Halbherzig 
streift, oktobernbunt,
der Sonnentag durch alle Straßen.
Schatten drängeln kalt
über das Zufallslicht,
das träge 
aus den Wolken bricht.
 Die Handvoll Herbst
wiegt sich kopfüber
im trüben Well'n der Spree,
oder treibt wild zerpflückt
über das löcherige Pflaster.
Im Innersten
welkt auch das Jetzt 
wehmütig mit 
ins längst Vergessene.

© Lisa Nicolis

18.10.20

Sanduhr



Ach, die Zeit gab dich in meine Hände,
dich, von ihr aus Fels zu Staub entfremdet,
einverleibt in meine engen Wände,
wo dein Sinn nur noch im Fallen endet.

Träumst du noch von salzig-rauen Brisen,
die zuzeiten dich durch Dünen trieben?
Als Verliebte dir in's Herzchen schrieben,
dass sie sich für jetzt und ewig lieben?

Wie für dich, hat sich's für mich gewendet,
bist gefangen, treibst im gleichen Hafen.
Stets im Gleichlauf, der wohl nie mehr endet,
weil des Chronos' Jünger niemals schlafen.

(C) Lisa Nicolis

17.10.20

Seele


die Seele
wie ein loses Blatt
gleichbleibend
jung
mit Seidenfaden
menschgebunden
durch Sphären treibt
über die Zeit
im Wallen
wie an der Quelle
einst

nur dieser Körper
schleift am Grund
scheuert sich wund
windet sich träg
um Klippen
und
in jede Bucht
schwimmt
mit der Zeit

während die Seele
Weiten sucht
noch fliegen will
und niemals still
dem Fließen
sich ergibt
das Leben liebt

das schwer
an allen Gliedern hängt
uns zu verstehen gibt
dass es
so
lang
nicht hält
wie's uns gefällt

und mündet dann die Zeit
in die Unendlichkeit
fliegt sie
die Seele
ewig jung
befreit
ganz weit
ganz weit
zur Ewigkeit



(C) Lisa Nicolis

16.10.20

15.10.20

Himmel

Heut ist der Himmel
wieder nah,
so wolkendüster,
grau verwoben.
War gestern abends
gar nicht da,
ist rauf zum letzten
Stern geflogen,
sah kurz zurück,
als wollt' er sagen,
du kannst
leider nicht mit.
Nur deine Träume
könnt ich tragen.


(c) Lisa Nicolis
 

14.10.20

Stille




Oft steht die Stille
als Attribut
von Leid,
von aschgetränkter Glut,
die Worte suchen
und nicht finden,
sich nur an Schuld
und Buße binden.

Und wenn die Stille
sich verrennt
in eine Seele
die noch brennt,
und nicht um
Hilfe schreien kann,
was dann?

(c)Lisa Nicolis

12.10.20

morgens



noch vergebens auf
Wortsuche für das 
Gefühl dieses Anfangs

hinter gläserner Luft
fallen Buchstaben einzeln
ins gleißende Licht
guten Morgen 

doch das drohende Quellen
des aufkommenden Wolkenbands
wohnt schon mitten
im Buch des Lebens
 
(C) Lisa Nicolis

11.10.20

Die Botschaft

 

Gedichte sind Bauten
aus Silben und Worte
zusammengesetzt.
Sie strahlen in Farben,
sind schillernde Orte
mit Säulen besetzt.

Genial- schöne Schlösser,
Fassaden aus Glimmer,
Reflexen von Licht.
Doch wäre es besser,
da drin wäre immer
ein Wesen, das spricht.

Ich streune durch Räume,
die hohl und befremdend
ich fühl.
Ob ich was versäume,
in Unverstand endend,
weil ich niemand spür?

Und dring ich in Häuser
mit marmornem Boden,
nichts sagendem Raum,
bin ich auch nicht weiser
und bin drin verloren.
Vergeblicher Traum…

Doch liegt eine Botschaft
am Fuße der Treppen
zum prunkvollen Haus
dann hast du’s geschafft,
mein Verständnis zu wecken.
Jetzt kenn ich mich aus.

© Lisa Nicolis

 

4.10.20

Zeitvertreib



Sekundenschnell,
oder noch schneller,
wischen die Zeiger
Zeit mir aus der Uhr.

Wohin,
wenn nichts verloren geht,
entschwindet sie,
die Zeit?

Welch eine Frage!
Nicht sie.
Ich schwinde nur,
noch während sie
mir unentwegt
das Haar entfärbt,
Furchen ins
Gesicht mir ackert
und Blei mir
in die Glieder streut.


© Lisa Nicolis

 

3.10.20

Wochenende

diese grauen Gesichter
die morgens
sekundenlang
über den Spiegelrand huschen
die lasse ich
heute nebelig ruhen
wenn ich den Alltag
verschlafe
und im Schoße der Träume
Luftschlösser baue


© Lisa Nicolis

 

1.10.20

Gedanken kommen und gehen, Worte auch


Gedanken niederzuschreiben,
ist wie ein Muss,
morgens
den Tag zu beginnen.
Worte mag ich verbinden,
aneinander reihen,
wie Wege, um mich
an anderen Seelenorten
wieder zu finden.

Gedanken mag ich, die
mich hinaus
ins grüne Innere tragen,
wo sie Samen streuen
und Blüten pflücken
oder nach Staub
von Sternen fragen.

Verbauen mag ich
diese Herztöne
in Zeilen,
die am Lidufer
Lichtperlen trinken,
verpixelnd verdichten,
bis sie als Bilder
im Augenspiegel
versinken.

Gedanken treiben
heute
dann wieder
wortbunte Blüten,
die sich morgen
schließend verlieren,
wenn sich die Bilder
neu formulieren.

@Lisa Nicolis