30.1.22

Wald


Ich habe
dein Rauschen genommen,
du Wald,
mit meinen uralten
Ängsten verbunden.
Frei leg ich
auf all meine Wunden
die Kühle.
Dein Omen
rührt an mein Herz,
lässt mich
die Stille kennen,
die man nur hört,
wenn das Menschliche
schweigt
und das Göttliche
allen Seins
uns betört.

© Lisa Nicolis

27.1.22

Nebel

Nebel hat sich den Morgen genommen,
hat das Licht und den Schatten verschluckt,
wie ein Gefühl, in dem, nachtbenommen,
der allerletzte Alptraum spukt. 
 
Land nicht in Sicht, keine Welt mehr da,
unter mir zweigt der Weg ganz allein
in schummrige Bahnen zu fern von nah.
Irgendwo muss ein Ziel wohl sein. 
 
© Lisa Nicolis

21.1.22

Ein Hauch von Himmel

Da liegt der Himmel mir zu Füßen,
ein Hauch von ihm nur, doch es reicht,
um mich mit Sternenweiß zu grüßen,
dass meine Welt dem Eden gleicht. 
 
Er kommt als Gabe zugeflogen,
er schneit sich glitzernd durchs Geäst,
und zeigt sich feierlich gewogen.
Für mich ist es ein Freudenfest. 
 
Zur später Abendstund, in Stille,
sinkt er herab wie Sternenstaub.
Schmückt Baum und Strauch mit Samtmantille,
dass ich im Wunderland mich glaub. 
 
Dann ist der Morgen da, voll Sonne,
der Himmel spannt über der Welt.
Der Januar ist wieder ohne
dem Zauber, der von oben fällt.

© Lisa Nicolis


 

13.1.22

geborgt



die Zeit hebt mich aus der Nacht
schenkt mir einen Tag zum Leben
nimmt mir einen Tag zu leben
alles wandelt sich
nichts vergeht
auch wenn ich versucht habe
mich nie zu verbiegen
habe ich mich nie besessen
wurde mir nur geborgt
und bin
scheinbar doch geformt
und verbogen
von den Fingern der Zeit
aus Staub, ein Fünkchen Naß
 und was auch immer
nur aus was meine Seele 

 
© Lisa Nicolis

10.1.22

Januarmorgen



An dem dunstig dunklen Schweigen
schleicht empor ein fahles Licht,
`s ist ein Knistern in den Zweigen,
wenn der müde Schneesaum bricht.
 
Irgendwo im Erdenschatten
reift die Morgenröte schon
und am Himmelsrand ermatten
Stern’ und Mond wie weißer Mohn.
 
Eisig ruht die weiße Stille
wie ein Grabtuch überm Wald,
doch der Äste Rindenrille
birgt schon ahnungsvoll ein Bald.
 
© Lisa Nicolis

9.1.22

Scrap



Im Internet ist dieser Mist,
als Kunst gepriesen und er ist,
ob ihr es glaubt, oder auch nicht,
für mich gelegentliche Pflicht.
Man sollt verwerten diesen Müll,
den all die Jahre man da rafft.
Statt wegwerfen, wenn man es will,
man lieber Kunstwerke erschafft.
Dass es nicht heißt, das ist doch Stuss,
das ich mit Müh erschaffen hab,
nenn ich das Kunstwerk, wie man's muss,
korrekt und deutlich, eben- Scrap.

© Lisa Nicolis

 

8.1.22

Sams Tag


Kennt ihr den Sam? Der steht oft hier,
gefühlt fast täglich, vor der Tür.
Ein Engländer kann es nicht sein,
sonst fällt mir auch nichts auf und ein,
nur dass er nicht mein Liebling ist,
weil er mir meine Tage frisst.
Versuche sie bei mir zu halten,
die jungen Tage und die alten.
Das ärgert mich, er kommt so nah.
Kaum weg, ist er schon wieder da.
Wenn ich mit Sorgfalt sie auch trage,
sind es dann wieder nur- Sams Tage.

© Lisa Nicolis

4.1.22

Der Faden

Ein Faden baumelt aus dem Nichts.
Mein Blick steigt hoch an ihm und bleibt
mit ihm an einer Wolke hängen.

Die schwebt im Schimmer eines Lichts,
das in azurnen Fernen treibt,
lieblich umhüllt von sanften Klängen.

Soll ich den Faden zieh‘n und brav
erwarten, wo er sich verliert?
Soll ich mich lieber an ihn binden?

Die Welt verformt sich bikonkav.
Es wär ein Wunder, das passiert,
sollt ich den Sinn des Fadens finden.

Was denkst du, hab ich dann gemacht?
Ich bin natürlich aufgewacht. 

Lisa Nic©lis