31.7.19

Heißer Sommer


Bist du,
dass Sommerzeit
endlich mal werde,
der Sonne
zu nahe getreten,
du Erde?

Schaurig
verkommen,
vom Glut ihrer Küsse,
die blattstillen Wälder,
die Läufe
der Flüsse.

Feuchtwarm
die Nacht,
haucht vergeblich
ihr Flüstern
dem welkenden Park zu,
durch
glühende Nüstern.

Nächte,
so weiß,
wie mein
triefendes Laken,
worin sich
Verzweiflung
und Hoffnung
verhaken…

© Lisa Nicolis

Dieses Gedicht habe ich 2003 geschrieben, doch es passt ganz gut auf 2019.

22.7.19

Gut gemeint


Wieviele süße Worte,
das jedes
aus den Himmeln hängt,
haben mit wohl Gewollen
mich übelst
immerzu bedrängt.

Der gute Rat zuweilen,
der freundlichst
aus dem Helfer bricht,
liegt ihm wie angegossen,
passt nur zu
meinen Maßen nicht.

© Lisa Nicolis

21.7.19

Momentaufnahme

Kleinschlafen möcht ich mich,
blattgrün mich betten,
unter Baumgreisen
mich verstecken,
erdennah die jungen Düfte
sommerlang atmen.

Fernschlafen möcht ich mich,
menschenfern mich verliegen
unter schattigen Armen,
wenn auch nur sonnenlang-
vielleicht auch nur heute.

Auch so,
in voller Größe
wird mich eh keiner suchen.
Nur ich find mich wieder,
wachend 

in meiner menschbeladenen Öde.

©Lisa Nicolis

16.7.19

Waldfee


den Sommer pflücken

ich wünsche mir so sehr
den Sommer zu pflücken
damit
wenn die Septemberboten
den Himmel verschleiern
mein Herz mit Farben sich fülle
dass mein Blut
waldgrün und kleeblumig
und voller Juliwärme
hinein in den Herbst
und in jeden Herbst
meines Lebens
fließt

15.7.19

Schmetterling

 
Nein, rühr` mich nicht an,
mein Staub färbt leicht ab
wie der Pollen,
mein Flügel wird lahm,
und das wirst du sicher
nicht wollen. 

Der Baum schützt' mich einst,
war Zeuge
der Metamorphose. 
Auch wenn du's verneinst,
ich war eine Raupe
und lose

mit hungriger Gier
an all seinen Zweigen
gehangen. 
So hielt er mich hier
mit grüner Verheißung
gefangen.

Es reifte die Zeit,
ich konnte
mein Kriechtum besiegen.
Jetzt bin ich bereit,
als Schmetterling
ihm zu entfliegen.

Und- fang mich nicht ein,
versuche mich nicht
zu behüten,
lass frei mich nun sein
und kosten
die farbsüßen Blüten.


©Lisa Nicolis

5.7.19

Das Meer


In Cinque Terre ist’s Morgen.
Ich hab so viel Grau im Gesicht,
ich bin noch in Nebel geborgen.
Ich finde die Sonne noch nicht
und Wolken bedecken den Himmel.
Vom Turm kommt ein Sonntagsgebimmel.

Es hat mich zu ihm hin gezogen,
es fühlt meine Sehnsucht, ich weiß.
Ich wollte nichts Seichtes, wollt Wogen
-heut ist’s mir zu farblos, zu leis.
Doch plötzlich da lösen sich Böen
aus felsigen duftschweren Höhen.

Ich warte geduldig am Strande.
Erst holt es den Nebel noch ein,
dann rollt’s sich im goldigen Sande,
es züngelt hinauf auf’s Gestein.
Als wollte es mich nun begrüßen,
treibt’s kühl und azurn mir zu Füßen.

Es färbt sich für mich blau und
jaden. 
In ihren so himmlischen Schein
vom Himmel die Strahlenmyriaden 
hell glitzernd jetzt hüllen es ein.
Die Gischt mit den silbernen Schäumen
erhascht mich beim seeligen Träumen.

© Lisa Nicolis