Liebe und Sonstiges

Menschen, die lieb und nett zu mir waren, haben mich reich beschenkt. Dass ich aber diese Geschenke gut verwalten konnte, mich entwickeln konnte, das verdanke ich jenen, die mich kritisiert haben, die mir meine Fehler aufgezeigt haben, die streng zu mir waren. Dankbar bin ich diesen und jenen.
Nur – wäre ich nicht willig gewesen, das Leben in all seinen Facetten zu akzeptieren, hätte weder die Liebe, noch die Strenge Bestand gehabt.

Lisa Nicolis

Ich bin

Ich bin nicht mehr die,

die ich war.

Ich bin die,

die ich geworden bin.

Und zu dem Ende hin,

wenn ich vergleiche,

bin ich die Gleiche

wie einst und jetzt,

etwas gesetzt

und mit silbrigem Haar.

Lisa Nicolis

Schafe zählen...

Abends da treib ich meine Schafe,

bevor ich schlafe,

in das Pferch.

Ist zu empfehlen,

denn beim Zählen

drängeln sie nicht mehr

kreuz und zwerch.

Lisa Nicolis

Dämmerung

Zartrosern greift sich der Abend das Blau,
himmelt sich wundervoll über die Welt.
Hoch in den Fernen, die ich mir jetzt schau,
baut er pastellntransparent sich sein Zelt.

Nahend schon dunkelt die Nacht übers All,
tönend das Wunder der Farben in grau.
All die Vernunft ist betäubt, Rauch und Schall,
während ich morgenhin Traumschlösser bau.

© Lisa Nicolis

Ein Gedicht, das dieses Bild verdient

Hätten Sterne keinen Halt,
wohin würden sie dann fliegen?
Könnten Wiesen auch mal stehn,
würden sie gern wieder liegen?
 
Könnt das Wetter nur noch schnei’n,
würde es auch gerne blitzen?
Ist die Zeit im Flug vorbei,
würd’ sie gern dazwischen sitzen?
 
Würd’ der Wind, statt trostlos wehn,
lieber schöne Lieder singen?
Würd’ der Weg, statt sonstwo hin,
gern auch aus dem Bordrand springen?
 
Würd’ der Zeiger meiner Uhr
mal der Uhr das Schweigen lehren?
Und der Mond? Würde er gern
uns auch mal den Rücken kehren?
 
Und die Wolken? Wollten die
immer nur ums Erdrund treiben?
Und ein Hobbyschreiber muss
stets dumme Gedichte schreiben?

 

 
© Lisa Nicolis

 

Heute bin ich "englisch" drauf

Hat ein Engel wohl Gewicht?
Hat er Arme, ein Gesicht?
Hat er Macken, ein Gefühl?
Quatscht er englisch, ist er still?

Warum sieht er weiblich aus,
doch man fürwortet heraus,
dass es unterm Kleid nicht stimmt?
Klarheit man nicht recht gewinnt.

Wer hat Chaos hier kreiert?
Keinen hat's noch irritiert,
dass 'ne süße Engelin
Engel ist von innen drin?

Die- der Engel ist egal,
sah ihn ja schon tausendmal
und er sah so niedlich drein.
's könnt ja auch ein Mädchen sein.

© Lisa Nicolis

Lichterspiel

Tief hinter der Stadt,
versunken,
schießt die Sonne,
farbentrunken, Lichterpfeile
ins Mäandern heller Wolken,
die da wandern
windgetrieben, leicht
sich umeinander schmiegen,
mit dem rotseidenen Saum.
Goldgetränkt,
wie'n schöner Traum, kleidet
noch der Horizont, dämmrig schon
und restbesonnt, kurze Zeit
paar flaumig Flinke
in ihr schönstes Abendkleid.

    

© Lisa Nicolis