LISETTEN (Gutelaunegedichte)



Ja, meine Lieben, die ihr schon paar meiner Gedichte gelesen habt, die sind immer meist romantisch und schmalzig angehaucht. Hier habt ihr auch die andere Seite der Lisa, möchte sagen, die alltägliche. Viel Spaß, hoffe ich.

Medusa

Morgens, düster und schwül, der Traum
klammert in mir und ich träume
ihn weiter mit offenen Augen, als wär 
ich noch immer in ihm gefangen.
Kopfgeburt, im Haar der Medusa verirrt.
Köpfe sie, Perseus, bevor sie den Schleier lüftet.
Ich will raus aus den schlabbrigen Ketten.

Ich brauch meine Blutdrucktabletten.

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Vom halben Loch


Der Spaten sticht, die Erde bricht.

Die Erde bricht, der Spaten nicht.

Und plötzlich bricht der Spaten doch,

die Erde hat ein halbes Loch. 

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Schwerkraft

Würde der Erde Kraft nicht daran ziehen,
würden die Haare dem Frisör gerne entfliehen.
Das ew'ge Schnipp- Schnapp geht ihnen zu Herzen.
Hätten sie eigne Wurzeln nicht, hätt' ich die Schmerzen.
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Die Brombeerenmär

Der Brombeerenbär liebte Brombeeren sehr,
drum fiel er so gern über Brombeeren her.
Da sagte 'ne Brombeere, Brombeerenbär,
ich bilde ab heut eine Brombeerenwehr,
es wird dir dann, Brombeerenbär, recht schwer.
Der Brombeerenbär sagt, nadann, bitte sehr,
so fress ich erst just alle Brombeeren leer.
Die Worte die flogen ganz bös hin und her,
von Brombeere hin zu dem Brombeerenbär.
Am End war dann in dem Brombeerenmeer
keine einzige Spur von 'ner Brombeere mehr.
Die Saison war zu Ende.
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Versuchung

Wird mir die Lang'weile stringent,
sagt's Herz, so schreibt doch ein Gedicht.
Der Zweifel nagt an mir am End
und die Vernunft sagt, lieber nicht!
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Der Zeisig

Im Park da zwitscherte ein Zeisig,
ich suchte ihn, doch fand ihn nicht.
Nur platschte mir durch Blatt und Reisig
des Zeisigs Ballast ins Gesicht.
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Versehen

Er sah im Sand die Jungfrau sitzen
und dachte, bringt die mich in Schwung?
Er schlich sich ran, begann zu schwitzen
-sie war ja Frau, nur achtzig jung.
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Urlaubsträume

Du träumst von weißen Stränden,
dann fahr einfach nach Rügen.
Dort blieb das viele Weiß schon
seit Weihnacht friedlich liegen.

Und brauchst du duft’ge Brisen
dann tun es auch die Almen.
Da wedelt jeder Kuhschwanz
im Winde wie die Palmen.
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Modemacher

Man zieht sie an die tollen Sachen,
die alte Männer für uns machen
in London, Mailand und so weiter,
denn Modefummel stimmt uns heiter.

Und Jahre später herzlich lachen,
die Enkel, wenn sie sehn die Sachen.
Mensch Oma, nicht nur überteuert,
die Fetzen sind auch recht bescheuert.
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Engelsmode

Einst schwirrten süß im Himmelstrackt
die Englein. Doch die waren nackt.
Da sagte Petrus mal zu Gott:
„Oh, Herr! So geht’s nicht, sapperlott!“
Prompt kam aus Gottes Mund sodann
’n Befehl:“ Ihr zieht ein Nachthemd an!“ 

Heut ist’s der Neuzeit angebracht:
vom Lagerfeld wird’s Zeug gemacht.
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Genesis

Der Herrgott hat, bevor verkohlt,
die Eva aus dem Ofen g’holt.
Aus lehm’ger Rippe, formgerecht
gebrannt, sieht s’ aus ganz lebensecht.

Jetzt steht sie da noch ganz verschämt,
denn Adams Blicke frech, verbrämt,
sind sehr fixiert, das ist nicht toll,
auf das, was er nicht sehen soll.

Sagt sich der Herrgott, hoppsassa,
jetzt steht das Mädel nackich da.
Ich kann nicht rufen Eureka!
Noch gibt’s ja keine FKK.

Schon klatscht er Eva, was er hat,
aufs Dreieck halt ein Feigenblatt
und als die, sehend plötzlich, taumelt,
dem Adam eins, auf was dem baumelt.
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Aussichten

Er bot mir Aussichten,
wie oft erträumt.
Hat, zu versprechen mir,
auch nichts versäumt.
Verschwieg mir aber,
um sich nicht zu schaden:
sein Liebgetue hängt
an einem dünnen Faden.
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Er fällt

Der Regen fällt,
der Regen fällt,
er fällt,
er kann nicht fliegen
und ist er dann gefallen,
bleibt
er immer auch noch liegen.

Ich lebe nun
–zig Jahre schon
und muss es
jetzt erst schnallen,
der Regen
kam nie fliegend her,
er war stets nur
gefallen.
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Irrweg

Dampfend gleitet’s Eisen, heiß,
über Hemden, bunt und weiß,
über Laken, Bettbezug,
über Schlüpfer, Schlafanzug.

Stund’lang auf den Beinen schon!
Für ’ne Schandtat jetzt der Lohn.
- Eine Bosheit, die ich tat
in mein’ früh’ren Leben. Schad’.

Endlich hat der Spuk ein End’,
falte dankbar meine Händ’,
nehm’ den Wäschestapel auf,
starte meinen Siegeslauf.

Unbewusst, der Wohlgeruch
in die Küche lockt und –uch!
Mit der Wäsche, aus Verseh’n,
bleib’ ich vor dem Kühlschrank stehn.

Stehe nun verdutzt davor
wie das Kalb vorm neuen Tor.
Weiß nicht recht, was will ich hier
vor der Wurstverwahrungstür.

Doch noch bin ich nicht verlor’n,
bin OK zwischen den Ohr’n!
Hatte nur ’nen „kurzen Schluss“,
den ich halt beheben muss.

So! Die Wäsche, Gott sei Dank,
kommt jetzt in den Kleiderschrank.
Setze stolz jetzt Fuß vor Fuß…
Alzheimer schickt lieben Gruß!
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Klabautermann

Klabautermann- das ist ein Geist,
der gratis übers Weltmeer reist.
Du triffst ihn nie auf einer Pier,
ist ewig blinder Passagier.

Er ist dem Kapitän ein Guide,
er steht dem immer brav zur Seit'.
Er weiß, wann sich ein Eisberg löst,
wenn grad die Wache wieder döst,

ob an dem nächsten spitzen Riff
den Bauch sich schlitz das gute Schiff,
oder ob alles läuft ganz schief,
weil’s brodelt tsunamend im Tief,

ob eine Monsterwelle wellt
aufs Schiff zu, so ganz unbestellt.
Er weiß es, er nur ganz allein:
der Smutje bricht sich heut das Bein,

das er beim Kochen eh nicht brauch.
Im Kesselraum stinkt’s bald nach Rauch
Und vieles mehr weiß dieser Geist,
der immerzu nur reist, nur reist.

Und trinkt der Kapitän mal Wein,
säuft sich der Geist in den hinein.
Ist ihm egal, wie er nun heißt,
Weingeist oder nur schlichtweg Geist.
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Der Klugscheißer

Oh, wie kann man es nur wagen,
dir die Meinung mal zu sagen!
So kommt man bei dir nicht weiter.
Mann, du bist ja viel gescheiter!

Und es würde dich nicht stören,
dies’ als Kompliment zu hören.
Nur begreifen wirst du’s nie,
das war pure Ironie!
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Der Kirschbaum

Könnte der Kirschbaum sprechen,
könnte er klagen,
wenn seine Knospen brechen,
die er muss tragen.
Später die Last…
das Gebimmel am Ast,
der Bienen Verein
tagaus und tagein!
Bin ich froh,
kein Kirschbaum zu sein!
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Kreis- lauf(?)-probleme

Wenn ich aus den Träumen sinke
in des Lebens prallen Schoß,
brauch ich erst ’nen starken Kaffee
und ’nen kleinen Rippenstoß.

Lunge atmet, ’s Herz mir pumpert
und ’s Gehirn werkt wie verrückt.
Nur den Kreislauf wach zu kriegen
ist mir seltener geglückt.

Schlaf ich ein wie’n junges Wesen,
frisch von Sonne angemalt,
wach ich auf am nächsten Morgen
ganz zerknittert, bleich und alt.

Altmodische Ärztesprache!
Die Bezeichnung ist nicht gut.
Müsst nicht heißen schwacher Kreis- lauf,
eher Zuvielschlafimblut.
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Lila Blume

Ich blüh vor einer
großen Villa,
einst war ich rot
und bin jetzt lila.

War doch der Gärtner,
der mich pflegte,
genau
-fast immer blau.
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Krisenzeit

Während hier am Ohr ’s Gezwitscher
lieblich durch die Seele schallt,
ist Amor drüben ganz bitter
an die Hausbank aufgeknallt.
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Kunterbunt

Aller Augen Blicke kunter-buntern
aus den rostgefärbten Herbstesstunden,
fließen goldgefasst und weinigmuntern
in des Lebensfass’ bariqu’nen Runden.
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Limerickartiges Eyafjallagebilde

Ein böser Geist vom Eyafjalla
hob dessen Deckel mit ’nem Knalla.
Man meidet Flugzeug, Überschalla,
sonst tut man noch vom Himmel falla.
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Pannen

Ich schaue grad die Pannenshow
und frage mich, warum ist’s so,
dass vor dem heißen Jawort lallen,
die Kerle meist in Ohnmacht fallen?
’ne Probeflucht ins Nirgendwo?
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Kurze Nacht

Leis entfloh’n den dunklen Tagen,
Traumschiffe noch Lasten tragen,
die sie niemals ganz entsorgen,
denn mein Meer endet am Morgen.
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Am Fenster

Da geht ’ne Gör’ gelassen,
mit Apfel in dem Mund.
Sie sucht in ihrer Tasche
nach irgendeinem Grund.

Flink flitzt ein Fahrradfahrer,
schwer keuchend Tritt für Tritt,
vorbei und nimmt vom Wegrand
`ne Plastiktüte mit.

Es joggt ein Joggingjunkie
wie Wind an mir vorbei.
Aus einem Kinderwagen
ertönt- Kindergeschrei.

`ne dicke Dame denkt dran,
die Straß’ zu überquer’n .
Ein schnelles Auto tut sie
mit Pfützenspray bescher’n .

So kesse Kitaknirpse
kommen vorbei am Haus.
Ich winke. Doch ein Rotzkerl
streckt mir die Zunge raus.

Ein hurtig’ Hund hat hechelnd
den nahen Baum erspäht,
duckt sich vor meinem Fenster,
bis sich mein Magen dreht.
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Meiner missratenen Muse

Es kann wohl nicht Erato sein,
die mich so zärtlich küsst,
wenn ich Gedichte konzipier,
sie rhythmisch aufbau’n müsst.

Das muss ’ne andre Muse sein,
die alles längst vergaß,
die jambisch und trochäisch nicht
mehr misst der Verse Maß.

Doch hab’ ich ihr schon längst verzieh’n.
Mir reicht die Phantasie,
mit der sie mich so kussbeschert.
Goethe werd ich eh nie!

Der Gärtner kennt der Rosen Art,
gärtnert qualifiziert.
Mir reicht der Rose Duft zu spühr’n
und dass sie existiert.
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Moderne Kunst

Als der Bus doch endlich hält
in der gänzlich fremden Welt,
findet unser braver Scholl
diese Reise nicht so toll.

Ist verkrampft, und steif, und stur,
sagt: ach, lasst mich. Geht ihr nur.
Blickt genervt der Gruppe drein,
die’ns Museum zieht hinein.

Ach, denkt Scholl, ist das ein Flop!
Geht dann doch nach kurzem Stopp.
Ist nicht für moderne Kunst
und von Bildern- keinen Dunst.

Auf `ner Säule hängt ein Bild,
Farben wirbeln drauf ganz wild,
voller Striche, Kleckse und
Kreise, Kegeln- kunterbunt.

Scholl verrenkt sich seinen Hals,
bückt sich, streckt sich abermals,
neigt den Kopf nach rechts, nach links,
wirbelt um die Säule rings.

Als man endlich sitzt im Bus,
alle voll von dem Genuss,
jemand fragt: wie fandst du’s Scholl?
Sagt er: ’s Yoga fand ich toll!
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Na, so was!

Hätte der Gott statt Baum und Kraut,
’ne Frittenbude aufgebaut,
wäre der Eva nichts passiert,
im Eden hätt’ sie noch logiert.

Was ich noch richtig mies empfind,
auch Schlangen in Verbannung sind.
Tummeln sich erdweit, spritzen Gift
und das mit Gottes Unterschrift.
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Frohes Neues!

Noch tropft’s wie Honig aus n’em Kelch,
es duftet süßlich nach Versprechen.
Ist um das Jahr! Weißt du doch welch
Genuss es macht, diese zu brechen?
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Spaziergang

Oh, wie weit sind wir gegangen
auf des Schusters flinken Rappen!
Hast mich endlich aufgefangen,
ich verlor schon fast die Schlappen.

Und jetzt setz mich in den Schatten
dass ich mich endlich erhole.
Denn ich fühle mein Ermatten
bis in meiner Schlappen Sohle.
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Poseidonna

Poseidon hat ’ne neue Frau,
das ist die Poseidonna,
sie ist dem Schlendrian, genau,
der fleißigste Bewohna.

Sie füttert morgens ohn’ Verdruss
die vielen bunten Fische,
dann kocht sie ihm mit Wohlgenuss
auch Fische, noch ganz frische.

Sie trägt ganz modisch- meeresblau
und mag nicht teure Schuhe,
denn unten trägt sie Flossen, grau,
da hat er Schuhe-Ruhe.

So ist es mit ’ner Meer“jung“frau
und ihrem schupp’gen Rücken.
Poseidon muss, da war er schlau,
die Golden Card nicht zücken.

Sie leben zwar in Saus und Braus,
doch auch in wohl'ger Stille.
Sie hält ihn jung, er hält es aus
ohn’ Zahnersatz und Brille.
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Ein Gemälde

Das hier
ist der Radames,
ein Kleid hat er,
ein langes,
das hält
während des Ganges
die Lüftung kühl.
Er mag es.

Und während er
so lungert,
damit keines
verhungert,
füttert die
gute Seele,
Aida,
die Kamele.
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Ratschläge

Ach, wie ist’s so leicht und toll,
andern Ratschläge zu geben.
Schwierig wird’s nur, wenn man mal soll
aufräumen im eignen Leben.
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Das Großmaul

Das Rind an sich hat groß’ Gewicht,
auch’s Maul ist groß, wenn es mal spricht.
Steckt es auch drin im teuren Zwirn,
ein Rind bleibt Rind. Es liegt am Hirn!

Doch niemand müsste drunter leiden,
begnügte es sich, nur zu weiden.
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Schadenfreude

Tagelang schon nervt die Fliege
-hab am Handy ich gesprochen,
auch beim Putzen oder Kochen,
oder wenn ich nur da liege.

Um die Nase mir rumschwirren,
auf den Teller sich mir setzen…!
Jage sie mit Wut, Entsetzen,
dass die Gläser um mich klirren.

Mit der Klatsche war’s vergebens,
auch die Zeitung nicht das Beste.
Ich schlug zu mit Schwung und feste
-`s geht um Qualität des Lebens.

Endlich gibt es Hoffnungsglimmen.
Plötzlich diese große Ruhe!
Während ich mich wundern tue
-lernt sie in der Suppe schwimmen!
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Schadenfroh

Heut spaziert auf allen Wegen
nur ein ausgiebiger Regen.
Und die bunten Blätter
kleben
am Asphalt,
wo’s rutschig ist.
Ein Berliner
-nee, `n Tourist
liegt auch bald
auf allen Vieren
-Buchstaben-
sei’s nur gesagt…
Recht so,
für den, der es wagt,
sich bei schneeverdräng’nden Regen
auf die Straße zu begeben.
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Steig mal auf den Mond

Schaut vom Mond man
auf die Erde,
wie sie durch das Weltall schwebt,
müsste es bewusst uns werden,
dass man längst im Himmel lebt.
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Schneeschaufel

Als ich mich heut vom Bett erhob,
der Hauswart grad die Schaufel schob
über das Pflaster, dass es hallte
blechern im Hof in jeder Spalte.

Da sagt ich mir, oh jemine,
da liegt im Hof schon wieder Schnee.
Nur könnt der Depp das Schippen kippen,
mit Plastikzeug den Schnee mal schippen.
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Späte Gäste

Tolle Gäste, tolle Gäste.
„Hat mich wirklich sehr gefreut!“
Beide stehn sie angezogen
und zum Gehen schon bereit.

Doch er schüttet unverfroren,
wie ’ne Sintflut über mich,
seine ursteinalten Witze
- jedes Wort ein Nadelstich.

Halbe Stunde schon verloren.
Fühl, das wäre jetzt genug!
Meine Fratze ist versteinert
förmlich wie im Chinalook.

Kann den Kiefernkrampf kaum lösen,
gastlich lächeln tut sooo weh!
Krampf, der plagt auch meine Beine,
abwechselnd auf welch’n ich steh.

Endlich hat der Graus ein Ende,
ich entspanne mich total.
Und Geschirrspüln war nie schöner
- fast ein Dankesritual.
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Spieglein

"Du, Spieglein an der Wand, sag leise,
wer ist die Schönst’ im weiten Kreise? "
Er mustert mich mit etwas Schärfe
im Blick, den ich zurück ihm werfe.

Er zögert, sagt: "Ich muss drauf achten,
dich etwas näher zu betrachten...
Verzeih mir jetzt, was ich dir sage,
du hattest auch schon bessre Tage!

Auf deiner Stirn ’ne neue Falte,
darunter, tiefer noch die alte.
Auf dem Gesicht- sinds Altersflecken?
Die Augenringe- zum Erschrecken!

Dein Kinn ist straffer nicht geworden,
aus allen Poren blicken Sorgen.
Dein Teint ist wieder etwas fahler.
Die Wangen werden immer praller.

Der rote Punkt auf deiner Nase
versetzt mich nicht grad in Ekstase."
Er stiehlt mir meinen Blick, den zahmen,
das Meckermonster da, im Rahmen.

Ich wehre mich. "Du Alleskönner,
du bist ja auch nicht so viel schöner!
Du lästerst und beleidigst mich
und bist noch scheußlicher als ich! "
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Treppenvampiriade

Mit `ner Treppe, in der Steppe,
steht ein Haus. Sie geht aus.
Es ist nachts und sie macht’s.
Keine Angst. Doch dann bangt’s
sie doch arg. Aus dem Sarg
steiget hier ein Vampir.
Auf der Stuf hört sie’n Ruf,
möchte fliehn, doch es zieh’n
Wolken auf. Lauf jetzt, lauf.
Und da steht, Mantel weht,
schon der Graus, dürres Haus,
drückt sich ran, zückt den Zahn.
Kampfbereit sie dann schreit,
das Gerüst wird ganz trist.
„Nicht vollpfropfen, nur `nen Tropfen
von dem Blut, tät mir gut,
gönn es mir, ich gib dir
Ewigkeit. Es wird Zeit,
dass du schweigst. Ach, du zeigst
mir ein Bild und bist wild.
Lass es seh’n. Ist es schön?“
Doch es kracht und er macht
Augen groß, reißt sich los,
Händeschild gegens Bild,
voller Schmerz treppabwärts
flieht er schnell, Mond ist hell
und er bricht im Dickicht,
als grüner Schleim in sich hinein.
Und die Moral dieser Geschicht:
Auch den Vampiren
gefalle ich nicht.
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Undankbar

Wenn ich morgens aufsteh, frag ich mich warum
ist das Leben nur so abgrundtief und dumm?
Fühlt sich mulmig an und scheint so träg und platt,
statt sich wild zu freuen, dass es mich noch hat.

Hat mich diesmal nur und dann ist es vorbei,
eine neue Lisa zaubert’s nicht aufs neu.
Sagt auch Buddha gnädig, ich werd neu gebor’n,
klingt’s zu theoretisch mir hinten und vorn.

Statt mich morgens freudlos schicken in den Tag,
könnt’s sich einfall’n lassen etwas, das ich mag:
Eine Wiese mir vors Bauklotzfenster stell’n,
oder pflasterstatt ein Meer zaubern mit Well’n.

Doch das Leben kann so miesepetrig sein,
zeigt dem Millionär nur immer sich hochfein.
Für mich zeigt es sich so übermäßig platt,
statt sich doll zu freuen, dass es mich noch hat.
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Vom Prinzen

Was träumt manch junges Mädchen
von einem schönen Prinz,
entführt aus ausweglosen
und grauen Labyrinths!
Mit seinem Schimmel, wild,
in hoffnungsvollem Ritt,
auf rosenübersätem Weg
sie, er, das Pferd- zu dritt.

Sie wird dann auch mal siebzig,
er mickrig Dattergreis,
vom schönen Prinz blieb nichts,
wie das doch jeder weiß.
Es ist viel Zeit vergangen,
wie das auch immer ist,
nur drin im Stall die Mähre,
die produziert noch Mist.
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Zahn der Zeit

Ich bin nicht groß, ich bin nicht klein,
ich bin nicht grob, ich bin nicht fein.
Ich bin nicht jung und bin nicht alt,
mir ist nicht warm, mir ist nicht kalt.

Ich bin nicht Meister, auch kein Stern,
nur eines mach ich gut und gern,
ich fresse mich an Mörtel satt,
solang `ne Mauer Mörtel hat.

Besonders wenn es regnet, schneit,
da bin zum Fressen ich bereit.
Dann ist so trocken nicht das Zeug,
wenn ich mich übers Bauwerk beug.

Im Sommer geht es nicht so gut,
weil man davon dann husten tut.
Na ja, ich mach es eben kurz,
da ist es trocken wie ein Furz.
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Vom Spinnen

Zwei parcourverrückte Finnen
wollten über Dächer springen
und die Spinnen, die da hingen,
sagten: diese Finnen spinnen.
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Vom Schimmeln

Wenn alle Schimmel schimmelten,
das wäre nicht zum Lachen,
man müsste alle Schimmel dann
vom Schimmeln saubermachen.
Wenn alle Schimmel schimmelten,
das wäre nicht zum kichern.
Doch wahre Schimmel schimmeln nicht,
die können nur schön wichern.
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Haikus und Ähnliches

Schafe zählen

Ich kann nicht schlafen
und mach den Demographen
beim Zähl’n von Schafen.
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Bummel

Beim Stadtdurchrasen
stör’n mich mit Scheuerphasen
am Zeh die Blasen

und auch noch die diversen
an meinen beiden Fersen.
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Psychosomatik

Ich trag mein Geschick.
Der Arzt sagt mit Kennerblick:
„Psychosomatik“.

Das stimmt mich nicht grad heiter,
der weiß wieder nicht weiter…
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Schluss

Bei dem Abschiedskuss
gabs mit dem Schatz mal Verdruss
ich machte schnell Schluss,

es tat mir so richtig weh.
Er stand halt auf meinem Zeh.
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Haikus

Plötzlich befiehlt mir
überzeugend die Muse,
dass ich haikuse.
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Vorweihnacht

Im Grün der Tanne
liegt so weich und winterlich
der Dezembertag.
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Vogelfutter

Ein schwarzer Vogel
pickt irgendwas aus dem Moos
das ich nicht kenne
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Winter

Auf dem See ein Blatt
erinnert an November
bevor es einfror.
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Lärm

Auf dem Fenstersims
trommelt Schnee mich aus dem Schlaf.
Es ist Tauwetter.
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Schaufenster

Federboa, weiß,
schmückt eindrucksvoll die nackte
Schaufensterpuppe.
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Ausblick

Gegenüber, der
Nachbar raucht Zigarette.
Er spuckt vom Balkon.
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Weihnachtstour

Zu Nachbars Balkon
steigt ein Mann in Rot empor.
Kitschdekoration.
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Flocken (Doppelhaiku)

auf meiner Hand schmilzt
eine Flocke aus ihrem
weißen Sternenkleid

Weltenbummlerin,
aus wie vielen Welten kommst
du neu gestaltet?
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Großstadtnacht

Mit schwarzer Tinte
schreibt leis die Nacht Geschichten
auf helle Straßen.

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Vergessen

Am sternweißen Zweig
ein Kirschquartett leuchtet rot,
eisgekühlt prangend.

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Blattleiche

Da hängt eine noch,
vergessen von Wind und Eis.
Braune Blattleiche.

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Limerickabweichende Popbalade

Der Pepe will beritten hin zum Titicacasee
vom Krater Popocatepetls bringen frischen Schnee.
Und als er dann bei Nacht
ins Ziel ihn hat gebracht,
da tat dem Depp der Popo von dem khaki Sattel weh. 
 
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Haikus an offnen Fenstern

an offnen Fenstern
flüchtige Begegnungen
moin moin Herr Nachbar

an offnen Fenstern
gehen Gedanken Wege
die kein Fuß erreicht

an offnen Fenstern
gießt der Osten Farbe
über die Weiten
an offnen Fenstern
ist nicht gut Kirschen essen 
wenn man Kerne spuckt
 
an offnen Fenstern
pflückt der September Sommer
aus allen Bäumen
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Wenn es im Kopf blitzt

Die Kniekehlen, die singen keine Lieder,
der Augapfel schmeckt auch nicht frisch und süß,
dein Zwerchfell braucht 'nen Modeschnitt nie wieder,
der Zungenbrecher mundet meist ganz fieß.

Die Fingerkuppen musst du nicht begehen,
das Ohrläppchen wischt sicher keinen Staub.
Dein Blickfeld musst du keinesfalls auch mähen,
im Hörgang klingt ein Klang öfter auch taub.

Das Augenlicht beleuchtet keine Nächte,
das Doppelkinn braucht kein Doppelgesicht,
wär doof, wenn auch ein Blinddarm Brillen möchte
und mit der Herzklappe da klappert man doch nicht.
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Mein Universum

Durch meinen Kosmos schreit ich hin,
muss mit mein Schicksal tragen.
Damit ich nicht zu einsam bin,
schieb ich den großen Wagen.

Der kleine Bär stört meine Sicht,
mag ich ihn sonst auch gerne.
Dem Stier entgleitet sein Gesicht
und ich seh nur noch Sterne.

Mein Himmelreich war kurz der Hof,
das Knie nur schmerzt wie Hölle.
Rollatortour durchs All ist doof,
ich schmeiß sie auf der Stelle.
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Der Mond

Heute Morgen 7,
Der Mond, der schwebt dahin im Liegen, 
oder er liegt in einer Schwebe 
über's Gerichtsamt, 
über's Rewe, 
Dann bohrt er später sich, 
oh weh, 
durchs edle Dach am KaDeWe 
und bleibt für mich erstmal verschwunden 
für ganze 24 Stunden 
Er wird erst sichtbar 
noch und noch, 
zieh morgentlich 's Rollo ich hoch.
Nur manchmal lässt er sich nicht stalken
und er vermondet hinter Wolken.
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So kurz der Tag! 

Wir stehlen uns meist durch die Zeit
und meinen, sie zu besitzen.
Wir streben nach vorn und recht weit,
doch lässt sie uns gern auch mal sitzen.

Den Tag hätt' man gern doppelt lang.
Warum haben Kraken acht Sachen?
Hätt ich sie, wär's trotzdem mir bang,
Sie reichen nicht, all Meins zu machen.
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Selbstkritik

Ich schreibe Gedichte,
mit, ohne Knall,
versteck mich dann gern,
mit Metaphern, vor Usern.
Hinter dem Wortverwirrungswall
kann ich dann weiter losern.

Verkrampft sucht man dann
den verborgenen Sinn
der durchgraffitierten Strophen.
Nur war, vom Anfang bis Ende hin,
im Wortmeer der Sinn längst ersoffen.
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Mondgesicht

Könnt ich von mir wegsprinten,
von mir mal selbst wegrennen,
mir fiehl‘s nicht auf. Von hinten
könnt ich mich nicht erkennen.

Bin wie der Mond.
Hab nur Gesicht .
Schaust du da rein,
siehst du, wie ich,
den Rücken nicht.
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Komm sprechen wir…

Weißt du, wovon im Weitflug
die Vögel träumen?
Warum die Well'n, wie‘m Unfug,
kräuselnd sich schäumen?

Weißt du, warum kein Ostwind
möcht westher wehen?
Kein Pinguin mag (ortsblind?)
den Nordpol sehen?

Ich hätt noch viele Fragen,
wär' einer nur in Sicht,
der gern, wie soll ich`s sagen,
nur Nonsens mit mir spricht.
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Halbschläfrig

Windstimmen jaulen mich
aus dem Schlaf,
mein Kopf - wirr,
noch neblig verwebt.
Das Fenster, gekippt,
drin im Rahmen schwebt
und ein Windstups
mich frostgetränkt traf.

Ich träumte,
weiß recht nicht mehr was,
nur Schönes schien's
doch nicht zu sein.
Der Wind sammelt's
Schöne nun ein.
Der Rest klingt
kaum richtig nach Spaß…

Mein Kopf,
sagt ich eben schon 
-gekippt...
Nee, gekippt war der Wind…
Das Fenster jault?
Dunstschwaden sind…
Verwirrung...Halb vier halt!
Pardon!
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Gastfreundlich

Bin eine, die sich ehrlich freut,
wenn ihr vor meiner Türe steht.
Doch bin zur Freud ich auch bereit,
wenn ihr dann endlich wieder geht.
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Der Mond

Heut Morgen sieben.
Der Mond, 
er schweb dahin im Liegen,
oder er liegt in einer Schwebe 
über's Gerichtsamt,
über's REWE,
Dann bohrt er später sich,
oh weh,
durchs edle Dach am KaDeWe 
und bleibt für mich erstmal verschwunden
für ganze 24 Stunden.
Er wird erst sichtbar
noch und noch,
zieh morgentlich 's Rollo ich hoch.
Nur manchmal lässt er sich nichts stalken
und er vermondet hinter Wolken.
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Schwerkraft

Würde der Erde Kraft nicht daran ziehen,
würden die Haare dem Frisör gerne entfliehen.
Das ewige Schnipp- Schnapp geht mir zu Herzen.
Hätten sie eigne Wurzeln nicht, hätt' ich die Schmerzen.