16.5.20

Meeresrauschen




Ich kenne
dieses jähe Flackern
in deinen ruhelosen Augen
-ein Meer,
das schäumend sich
auf stille Klippen wirft.
Mit langen Wellen, wild,
aus irgendeinem seichten Grund,
nach hohlen Muscheln greift,
auch wenn in seinen Tiefen
sich schwarze Perlen runden.

Und bin ich deiner Unrast
graue Klippe nur
und loser Sand,
der unter deinen kalten Wogen treibt,
so bin ich dir
auch stiller, warmer Strand,
der dich vom Überlaufen hält,
bis du in deinen Tiefen ruhst
und ich in dir
mich widerspiegeln werde.

© Lisa Nicolis



14.5.20

Ich muss mich neu erfinden


Ich war dir Nacht,
du warst in mir geborgen.
Ich war dir Tag,
in den du wiederkehrtest.
Ich war dir Licht
an jedem neuen Morgen,
an dem du mich
mit Gönnerblick beschertest.

Ich war dir Wind
in deinen straffen Segeln,
und war dem Boot
zu deinem Hafen Strömung.
Ich war Garant
für ungeschriebne Regeln.
Für trübe Stunden
war ich die Versöhnung.

Ich muss mich neu erfinden,
neu gestalten.
Ich bin nicht Gott,
ich kann dich nicht mehr tragen.
Dein Veilchenblick wird mich
jetzt nicht mehr halten...
Ich werd die Flucht
aus deinem Gleichmut wagen.

© Lisa Nicolis -08.10.2003

9.5.20

...nur Stein



...und dann bin ich ausgebrochen
wie ein Stein aus einem Bau,
bin gerollt, wie sturmgetrieben,
ohne, dass ich rückwärts schau.

Hatte Tränen hinterlassen,
weinte meine Seele leer.
Als das Neue Wunden ätzte,
hatt ich keine Tränen mehr.

Horch ich in mein Herz hinein
- keine Töne, nur noch Stein...

 © Lisa Nicolis

4.5.20

Frühling durchfließen


Ich möchte
aus meinem Ich hinaus
in den Frühling schreiten,
 mir pflücken den Duft
seiner Weiten,
 in meine Seelenschale
die Farben legen,
sie zu ein Bild neu beleben.
Unter dem Flügelschlag
bunter Libellen
ließ ich in seichten Wellen
Halme sich wiegen
und würde dann
lautlos darunter liegen.
Wie ein sorgloser Quell
möcht ich
den Frühling durchfließen
-wenn diese Wände mich ließen.

© Lisa Nicolis

3.5.20

An dich

Weißt du heute noch, wie damals alles begann? Wir lasen Texte voneinander dann und wann. Es flogen Pixel durch allen Himmel um uns herum. Und war die Meinung dazu auch nur still und stumm, waren die Seelen in gleichen Schwingungen vereint und wie es scheint, wie durch ein Wunder verwandt. Nie gesehn, nie gekannt, viel gelacht, viel geweint, vernetzt nur und wortstark gemeint, ist sowas wie Freundschaft geschehen. Und so lang wir bestehen, wird mein Herz zu dir gerne auf Reise gehen.

Lisa Nicolis