29.5.22

Mai

Zwischen
 seufzende Bäume
streut der Wind
sonnige Scherben.
 
Fliederduftend
werfen Schatten
dunkle Rätsel
über den Weg.
 
Und die Kirschen
blühen sich weiß
in ihr
rötliches Rund hinein.

© Lisa Nicolis

 

 

28.5.22

Dämmerung

Zerfetzt irren Wolken
gen Süden ganz zag,
die Dämmerung
flutet den Tag.
Die Stille schon schnuppert
verklärt, gartenhin,
den Maiglöckchenduft
und Jasmin.

Die Rosen noch blühn
über sich hinaus,

das Efeu schleicht
leis hoch am Haus
und greift sich
den letzten Sonnenstrahl.
Der Mond hängt
am Himmel ganz fahl.


© Lisa Nicolis

 

25.5.22

Termine


Meine Schritte laufen mich müde,
weil heute die Pflicht sie lenkt
und selbst meinen Willen versenkt,
gefügig, in Platitüde.

© Lisa Nicolis

22.5.22

Nur einmal noch

Berlin braucht keine Sterne mehr,
der Himmel ist schon sternenleer.
Wolln wir den Himmel leuchten sehn,
gehn hier die Lichter an. Wie schön!

Manchmal erbarmt ein Flugzeug sich,
'nen Stern zu mimen. Jämmerlich!
Nur einmal noch hätt' ich es gern,
es grüßte mich der Abendstern.

© Lisa Nicolis

21.5.22

Sinnesrauschen


Ich möcht so gern,
an einem Bach, sein Rauschen
und diesen munt'ren Sprung
von Stein zu Stein belauschen.
Mein Sinnesrauschen würd' ich
gerne übertönen,
vom müden Ton des Alltags
mich entwöhnen.

© Lisa Nicolis

15.5.22

Schönes böses Leben

Dies Leben hatte uns 
das Leben einst gegeben.
Wir sind mit Dank 
ein Leben lang 
daran gebunden.
Doch streut es dann 
auch hin und wieder, 
ungelegen,
gern Salz hinein 
in manche frische Wunden.

Schenkt uns mal Rosen gern, 
mal Früchte und die Sonne,
schenkt Honig uns, 
geizt auch nicht an Problemen.
Lässt uns des Öfteren 
im Regen stehn, auch ohne
uns tröstend, liebevoll  
in seinen Arm zu nehmen.

Hat dieses Leben wohl ein Herz
für all den Kummer und den Schmerz?
Wär es zu trösten denn bereit?
Hat dafür sicher keine Zeit!

© Lisa Nicolis

14.5.22

Fernweh

 

Ich trieb im Blut der weiten Ahnen.
Die Tage schritten mir zu klein.
Dem Brauchtum und den festen Bahnen
wollt ich beständig ferne sein.
 
In jedem angefang’nen Leben,
in allen Zeiten, mittendrin,
war ich voll Sehnsucht und Bestreben,
vertrautem Treiben bald zu fliehn.
 
Es brachen die gefühlten Fernen
ins Heimatliche, drohend laut.
Dann stand ich unter fremden Sternen
-das Neue war so unvertraut.
 
Ich hülle mich in Umgetriebe,
verloren in mein Einsamsein.
Vielleicht nur Sehsucht nach der Liebe
trieb mich weltaus, trieb mich weltein…
 
 
© Lisa Nicolis (1993)

(Den weltweit verstreuten Verwandten)


Hallo dem Zufall, der mich besucht. Starte meinen erster Versuch, die Schwierigkeiten nach der Augenoperation zu ignorieren. Vorher kaum was gesehen, jetzt noch weniger. Bild nur erahnt, nicht richtig gesehen. Ich hoffe auf Besserung in paar Wochen. Es ist ein Alptraum, aus dem ich vielleicht erwache. Liebe Grüße an die , die hier REINSCHAUEN konnten.