29.8.21

Altweibersommer


Die Zeit
hat den Faden verloren,
spinnt nicht mehr
ihr Netz von Silbertand
über Gräser und Busch,
streut keine Perlen,
wie Wunder,
darüber.

Parkeinwärts
Seniorinnen,
plappermäulig,
stöckeln, nordisch
walkend, dahin,
altweiberentzaubernd
die Erinnerung
ans Septemberflimmern.

© Lisa Nicolis

28.8.21

Ein schönes Wochenende

Sommer

Der Sommer ist eng geworden,
ich zieh mir den Herbst jetzt an,
ein fetziges Tuch mit Borten
und farbfrohem Drum und Dran. 
 
@Lisa Nicolis


 Derselbe Sommer
 
Der Sommer ist ein enges Kleid,
ich häng ihn in den Schrank.
Im nächsten Jahr wird er dann breit,
ich sicher wieder schlank.
 
@auch von mir

27.8.21

Lebensgarten

Der Tag lichtet den Anker im Morgen,
aus goldener Helle schälen sich Stunden.
Ich würde mir gern etwas Jugend borgen,
wär gern lang an diese Welt gebunden. 
 
Wenngleich noch freudvoll vom jährlichen Grünen,
ich werd nie mehr süße Jugend pflücken.  
Die längst vergebene Zeit kann ich sühnen,
mich mit bescheidenem Fallobst beglückten. 
 
@Lisa Nicolis

 

25.8.21

Gedankenkarussell

Hab ihn hineingeträumt bis in die Nacht
den Tagtraum ohne Ende.
Er hat mich um die Ruh gebracht.
Falt ich auch meine Hände
zum Spätenachtgebet,
wärend mein Mund um Gnade fleht,
schleicht dies Noema frech und stumm
selbst um den lieben Gott herum.

© Lisa Nicolis

24.8.21

Hoffnung

Ich freu mich auf den nächsten Tag,
es wird wieder die Sonne scheinen,
es wird so sein, wie ich es mag
und mich mit meinem Glück vereinen.
 
Was wär ich, hoffnungsloser, heut?
Ich säß' vergrämt in meiner Seele,
läge mit meinem Sein im Streit
und merkte nicht, wie ich mich quäle. 
 
Die Hoffnung ist ein Gaukler zwar,
lässt den Moment versüßen.
Nährt dich mit Kopfkino, ist klar,
will stets dich hellfreudig begrüßen,
nur steht sie nicht, wie man es denkt
am Boden dann mit beiden Füßen. 
 
© Lisa Nicolis

23.8.21

Herbstbild


Die Sonne liegt bleich
wie ein Heiligenschein
im graulich
umschleierten Wolkenbett.
Dem Sommer zugleich
legt der Herbst um ganz fein
ein buntkolloriertes Blätterkorsett.
Sie tanzen im Wind
schon mit flatterndem Haar
Quadrille
im Windrosenareal.
Und"s freut sich wie'n Kind,
dieses alternde Jahr,
auf baldige Lese des Weins allemal. 
 
© Lisa Nicolis
 
Ich gendere auch mal bischen. Also, die Jahreszeiten sind doch alle männlich, so tanzen auf meinem Bild der Herbst und die Sommer. 

22.8.21

Herbst

Noch ist er nicht da,
ist nur düstere Ahnung,
ist nur ein Gefühl.

@Lisa Nicolis

 

16.8.21

Schweigen

Du schweigst mir deine Sorgen heut entgegen,
ich sehe sie an deinem trüben Blick.
Dem Schweigen kann ich keinen Ratschlag geben,
so schweig ich meine Liebe dir zurück.

© Lisa Nicolis

14.8.21

Großstadt

Die Nacht streut schon wohlige Stille
und suhlt sich im Licht der Laternen.
Der Mond schwebt mit Halbmondpupille
und zwinkert sich durch alle Fernen.

Die Straßen nur laufen sich müde
am endlosen Grau ihrer Bahnen,
in ewiger Steinplattitüde
mit nachtlebenwill'gen Kumpanen.

© Lisa Nicolis


 

13.8.21

Wortodysseen

 

Der Versuch, mich zu erklären,
sind Worte nur,
sind Findlinge,
sind karge Beute,
sind Scherben meiner selbst,
mal bunt gewürfelt,
mal wolkengrau
wie westwärts der Himmel heute.

Wie diese Scherben des Gedankenchaos' kitten,
dass sich daraus ein Spiegel formt,
in dem ich dann
mich selbst erkenne
und wortklar weiterreichen kann?

So kennst du mich als Wortbouquet,
das wohl der Zufall pflückt
und nicht mein Wesen ist.
Ist's nicht verrückt?

Von außen Kopf, und Fuß,
und blaue Augen,
aus deren Tiefe
ich mich versuch zu avisieren,
um mich, als wirres
Wortgebilde,
drin immer wieder
selber zu verlieren.
 
 
© Lisa Nicolis
 
 Ist es nicht komisch, dass wir bei einem Gespräch keine Sekunde nachdenken müssen, was wir zu sagen haben? Die Worte fliegen uns zu, sogar mit der grammatikalischen Genauigkeit, die unsere Bildung das nun mal zulässt.
Und wie oft nach einem Gespräch fragen wir uns:
-Warum habe ich das nicht anders formuliert?
-Warum musste ich das jetzt sagen?
-Oh wie peinlich!
-Jetzt habe ich ganz vergessen, noch das oder jenes zu sagen.
-Das interessiert doch keinen Menschen.
-usw
Als hätten gar nicht wir selbst die Worte gewählt sondern einfach nur der Zufall.


 

10.8.21

Traumgängerin


Irgendwann brach die Nacht entzwei,
Wege zum Träumen wurden frei,
flossen wie Wellen mit einher,
wurden zu Weiten und zu Meer. 
 
Dann wurd ich selbst zu Welle, Gischt,
drinnen des Mondes Schein zerzischt,  
Silberstaub glimmte am Himmelszelt
und's Wogenrauschen mir erhellt. 
 
Wurde Einklang mit Nebel, Schaum,  
Traumgängerin, nur Hauch von Traum.
Wurde zu Eins mit meiner Nacht.
Bin morgens leider aufgewacht. 
 
© Lisa Nicolis