29.3.22

Natur


Ich sag: „Natur“.
Du sagst: „Nicht nur!
Da ist ein Reh, ein Kind dazu.“
“ Und was bist du?
Ein Mensch!
Hätt´s wahrlich fast vergessen,
von deiner selbst bist du besessen.
Schnürst diese Welt in Diktatur
und bleibst am Ende,
was ich glaub,
einfach nur Staub,
kein Gott, ein Puzzel nur.
Wir alle sind Natur!“

© Lisa Nicolis

27.3.22

Frühling


Sing uns den Frühling herbei,
Vogel,
aus den Säften der Bäume,
aus dem Staub der Erde
und aus meinen Adern,
wo er seit Anbeginn
klammert.

© Lisa Nicolis

18.3.22

Geschichte


 Einer erzählt seine Geschichte,
packt seine Wahrheit mit hinein.
Der Andre schreibt ganz andre Texte.
So werden's zwei Geschichten sein.

Der Eine weint um Kind und Mutter
und seine Tränen fließen warm.
Der Andre braucht Kanonenfutter,
fegt das Geschehen lebensarm.

Der Eine baut Hoffnungsberichte,
der Andre bombt sie wieder aus.
Vielleicht lebt Einer noch Geschichte,
doch nie mehr in dem eignen Haus. 

© Lisa Nicolis

17.3.22

Wüstensand

Im Eden sagt der Lagerfeld:
„Heut kleiden wir das Himmelszelt,
und zwar im ganzen Abendland,
in Wüstensand.“
 
Da staunt man, bei dem Untergang
der Sonne, hinterher noch lang,
was Gott erschuf!`
s Diseign bleibt, gelt,
beim Lagerfeld.

 © Lisa Nicolis

12.3.22

Die Zeit

 

Die Zeit ist nicht alt.
Sie hat kein Gesicht.
Die Zeit ist nicht schnell.
Sie hat kein Gewicht.

Die Zeit hat nicht Zeit.
Sie hat keinen Raum.
Die Zeit ist nicht bunt.
Sie lebt keinen Traum.

Die Zeit nichts verspricht.
Die Zeit nichts vergisst.
Die Zeit nicht vergeht,
war, wird nicht. Sie ist.

Ist messbar auch nicht.
Vergebens die Uhr.
Die zeigt uns doch nur
der Vergänglichkeit Spur.

© Lisa Nicolis

 

10.3.22

Die Träumerin


Ich stehle zuweilen
gedanklich mich fern,
ich schleiche mich diebisch
von dir weg so gern
und weile auch vielmals,
verklärt wie im Wahn,
auf kosmischer Bahn.

Entschwebe schon immer
dem Boden, dem Sein
und denk mich in
herzwarme Träume hinein.
Ich ziehe zu oft
aus dem Alltag hinaus,
doch sprichst du gewöhnlich
mich wieder nach Haus.

© Lisa Nicolis

5.3.22

Kinderlachen

 Den schönsten Klang der Welt
 lacht dir ein Kind entgegen,
Es braucht nur seiner Stimme Ton,
dich zu bewegen.
Und gibt es Schöneres,
als Licht in Kinderaugen,
die staunend sich
an Wundern clever saugen?
 
Doch siehst du Angst und Schmerz
im Seelenspiegel,
und kannst die Peiniger
nicht schleifen hinter Schloss und Riegel,
da liegt dein Herz in deiner Brust
in tausend Stücken,
kannst deinem Hilflossein
und deiner Trauer nicht entrücken.

© Lisa Nicolis


 

3.3.22

Gib nicht auf!

Du, Träumer, Gutmensch,
wirf deine Flinten gutgläubig
niemals ins Korn.
Dich, Mensch, wird es, so hoffe ich,
noch lange geben.
Doch immer wird,
 im Irgendwo,
ein Irrer auch gebor'n
und dich belehren:
die Flinte, drin im Kornfeld,
beschützt nicht deiner Kinder Leben.

 
© Lisa Nicolis


 

2.3.22

Nachtgedanken

Vorbei ist ja leider manches Jahr,
von Träumen, von Hoffnung durchsponnen,
als Jugend dir höchster Reichtum war.
Bist längst in der Zukunft angekommen.

Und Zukunft ist nun ein karger Ort,
wo Weisheiten grüßen am Morgen.
Von hier kommst du niemals wieder fort
und kannst nicht viel Zukunft dir borgen.

Dein Hiersein ist leider bald dahin.
Du hast noch dein helles Lachen
und gibst dieser Gnadenzeit so Sinn,
um daraus dein Bestes zu machen.

© Lisa Nicolis

1.3.22

Da stehen

Da stehen, ist in Ordnung.
Dumm dastehen, weniger.
Wie stehe ich dann da,
wenn ich wieder nur da stehe,
ohne gut dazustehen?

 
© Lisa Nicolis