27.4.19

Jasmin



Ist deine Seele
schon erdgebunden?
Oder dein Duft noch
im Paradies?
Dein Blütenstaub,
in der Zweige Wiege,
ist er umwunden mit
weißendem Blütengeist?
In wie vielen Bahnen
fließt deine Sehnsucht
bis die Sonne
dir Erfüllung bringt?



© Lisa Nicolis

26.4.19

Ratschläge




Ach, wie ist’s so leicht und toll,
andern Ratschläge zu geben.
Schwierig wird’s nur, wenn man mal soll
aufräumen im eignen Leben.

© Lisa Nicolis

25.4.19

Die Seejungfrau

Kein Licht auf den Wellen,
kein Licht im Gesicht,
die Nebel entquellen
dem grauen Dickicht.
Verirrt fleht um Sonne
die Meermaid im Teich
und sehnt sich nach Wonne
im meerweiten Reich.

© Lisa Nicolis

24.4.19

Himmlisch


Wie ein Duft aus frühlingsweißen Blüten
windet um den Abend sich der Wind
fasst die goldne Stille kühl und blind
so, als wollte er ihr Schweigen hüten.

Eine Sternschnuppe in fernen Reichen
hell verglüht im Schoß der Ewigkeit
und mit diesem Flügelschlag der Zeit
sendet mir der Himmel wohl ein Zeichen.

Silbern fluten Monde die Gedanken
Sternenworte blinken mir im Sinn
und ich wende mich dem Abend hin,
um ihm für das Himmlische zu danken.

©Lisa Nicolis
Meine Gedichte stammen von anno dazumal. Als ich noch das Reimen spannend fand.
Nur die Prosagedichte sind in letzter Zeit entstanden. Wer sie liest, trägt selber Schuld.

23.4.19

Morgengruß

Flügel, die
im Morgen kreisten,
Duft von wilden
Kräutern stahlen,

Tauperlen,
von weitgereisten
Sonnengrüßen,
bunt bemalen

und ein Tag
auf leichten Füßen
mögen heute
dich begrüßen.

©Lisa Nicolis

22.4.19

Frühlingsluft, Lebensduft

Mein Frühling war einstens so groß,
  so viel Frische hatt' ich gepflückt.
Nun welkt sie mir
in den Händen fort,
wie die Halme,
die meine Wege säumten.
Es duftet nach Heu,
nach reiferen Jahreszeiten
-mitten im April.

© Lisa Nicolis


18.4.19

Das letzte Abendmahl


Seelentaumel

Entgegen fließen mir
die stillen Wege
und reichen mich
hinein in all das Raunen
des Parks, erblüht zum
schattenkühlen Staunen,
und an den Glanz
des Sees, an weiße Stege.

Ein Windhauch blättert
in den Blütenzweigen,
die duftend nach den
Sonnengrüßen langen,
in meinen Augen ist
ein Grün gefangen
und meine Seele
atmet Gräserschweigen.

Ein Falter flattert
blumennahe Runden,
die Lichtung lehnt an
diesem Halmenschweigen.
Es blitzen Strahlen durch
den Bläterreigen
und streuen Balsam
sacht in meine Wunden.

© Lisa Nicolis

17.4.19

Nachbars Fenster




Wo sind nur die
Geranien,
die Nachbars Fenster
säumten?

Wo sind die Augen,
hinter trüben Scheiben,
die sich zurück
ins Leben träumten?

Ich glaub, dass eines Tags
ein eis’ges Rauschen,
ein Schatten sich verfing
am Fenstersprossen.

Seit dann
bleibt Nachbars Fenster,
kalt verschlossen.

© Lisa Nicolis

16.4.19

Meiner missratenen Muse



Es kann wohl nicht Erato sein,
die mich so zärtlich küsst,
wenn ich Gedichte konzipier,
sie rhythmisch aufbau’n müsst.

Das muss ’ne andre Muse sein,
die alles längst vergaß,
die jambisch und trochäisch nicht
mehr misst der Verse Maß.

Doch hab’ ich ihr schon längst verzieh’n.
Mir reicht die Phantasie,
mit der sie mich so kussbeschert.
-Ein Goethe werd ich nie!

Der Gärtner kennt der Rosen Art,
gärtnert qualifiziert.
Mir reicht`s, der Rose Duft zu spühr’n
und dass sie existiert.

©Lisa Nicolis

15.4.19

vergessen

wie wär es
ich trete hinaus
durch alle Türen

vergesse die Angst
drin im Tagebuch

oder in einer Erinnerung

vielleicht an einem andren Ort
oder überhaupt

ich lege sie
besser in meine Handtasche

da ließe sie sich
kaum finden
auch wenn ich sie
mit mir
über alle Schwellen trage

© Lisa Nicolis

14.4.19

Po- etisch

Noch nie in der Humangeschichte
schrieb man so massenhaft Gedichte.
Schon jeder Zweite sucht Verlage,
wo er sein Dichten bringt zu Tage.

Ja, früher war es so gewesen,
Gedichte wollten viele lesen.
Am Herzen lag es den Verlagen:
-lass nur die Bess’ren etwas sagen.

Doch jetzt, wo Dichterwälder sprießen,
Schlechtverse aus dem Rechner schießen,
Verlage kaufen keine Rechte,
der Dichter zahlt fürs Wortgeflechte.

Das eig’ne Buch wird jetzt gelesen,
es soll ja wert sein all die Spesen.
Sieht man im Flug paar fremde Reime,
erstickt man sie nolens im Keime.

Man kann das Eig’ne selbst verlegen,
auch wenn man will, den Umsatzt pflegen.
Und will kein Schwein dann an uns glauben,
kann’s Werk auch stolz regalverstauben.

© Lisa Nicolis


Aber es macht Spaß!

13.4.19

Asphaltgrau

Aus meinem asphaltgrauen Alltag
heften sich meine Gedanken
an azurklaren Fernen

In meinem sehnsuchtsfarbenen Mantel
fliege ich aus dem Fenster
meiner Wirklichkeit

Meine grasgrünen Träume
blicken über den Rand der Welt
in den Fluss des Daseins.

Sehen mich asphaltgrau widerspiegeln,
grasgrün verträumt,
im sehnsuchtsfarbenen Mantel.


©Lisa Nicolis

12.4.19

Abend

Der Abend ist kühl wie ein Seidengewand,
drin golden noch schimmern die Fernen,
verwirkt mit dem blitzenden mystischen Band
von nebelgeborenen Sternen.

Es atmet das Dunkel die duftschwüle Luft,
vom Tage vergessene Spuren
und legt sich in mondscheingewrungener Kluft
auf stille gespenstische Fluren.

Die Birken noch zeichnen am lispelnden Hain
ein Lichtes, wie Silbergestalten.
Die Nacht ist ein Tempel in milchigem Schein,
drin Mächte mit Traumschwingen walten


© Lisa Nicolis

9.4.19

Das Schweigen


Komm, wir schweigen uns an,
denn die Worte haben
längst kein Gewicht.
Und im Schweigen
kennen wir uns noch nicht.
In unsrer Augen Trübe
können wir uns nicht lesen.
Wir sind nicht mehr,
wir waren gewesen.
Wir mühen uns,
während Gefühle verhallen,
nicht aus dem Gleichgewicht
zu fallen.

© Lisa Nicolis

7.4.19

Das Fenster in meiner Wand

Ich möchte
aus meinem Ich hinaus
in den Frühling schreiten,
mir pflücken den Duft
seiner Weiten,
in meine Seelenschale
die Farben legen,
sie zu ein' Bild neu beleben.
Unter dem Flügelschlag
bunter Libellen
ließ ich in seichten Wellen
Halme sich wiegen
und würde dann
lautlos darunter liegen.
Wie ein sorgloser Quell
möcht ich
den Frühling durchfließen
-wenn diese Wände mich ließen. 

© Lisa Nicolis

5.4.19

Der Fels in der Brandung


Ein glitschiger Stein ist er,
von Fernen umgeben,
wo sich einst Leben
klammerte und er es trug,
wo die Brandung sich
Wunden schlug
und die Unendlichkeit
aufhörte zu sein.
Damals ein Fels
zum Anlehnen und Halt.
Jetzt alt und kalt
und du gleitest davon,
wenn du dran Hoffnung windest.
Denn an allen Tagen,
während die Wellen ihn nagen,
das Fassbare von ihm
in die Ferne tragen.

© Lisa Nicolis

3.4.19

Sowas wie Himmel

Blütenreigen.
Es schneit Frühling.
Ich schöpfe das Weiß
mit allen Sinnen.  
Gleich einem scheuen Reh,
das, irrend
über die grauen
Klippen der Zeit,
Durst nach Wunder
schmeckt und
aus haltlosen Blüten
sowas wie Himmel züngelt.

© Lisa Nicolis

2.4.19

Dem Frühling entgegen

Nun eilt die Zeit
den frohen Farben zu,
auch wenn die Tage
sich der Kälte beugen.
Das Jahr legt ab
den festen Winterschuh
und liegt schon
wunderbringend in den Zweigen.

© Lisa Nicolis

1.4.19

April

Hoch oben
himmelt es klar. 
Im Garten,
wunderbar,
tragen Duftgarben
wieder
kirschblütenzarte Farben. 
Unterm Baum
in den frischen Gräserkissen
rekeln sich längst schon
Narzissen.
Tulpen säbeln sich
durch den April
und ich will,
ich will
wieder Frühling atmen.

© Lisa Nicolis