29.5.25

Wanderer sind meine Worte


Wanderer sind meine Worte,
die deine Seele bereisen,
durch alle Türen zu deiner Welt,
wenn sie weit offen stehen.

Wanderer sind meine Worte
durch diese Sonne in deinem Gemüt,
wenn deine Höhen in Glanz sich noch hüllen,
während die Täler schon dunkeln.

Wandere sind meine Worte,
die sich in Schatten verlieren,
wenn du die Türen verschließt,
wenn du die Lichter löscht.

Wanderer sind meine Worte,
die sich am Irrweg nur mühsam finden,
die sich zu dir nicht auf Reise begäben,
wärest nicht du stets mein Ziel.


© Lisa Nicolis

27.5.25

Die blaue Hortensie


So wie das letzte Grün in Farbentiegeln
sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.

Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wiederum verlieren,
und wie in alten blauen Briefpapieren
ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;

Verwaschenes wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragenes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.

Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
in einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.


Rainer Maria Rilke


26.5.25

Wettertief



Morgens immer die Wolken in mir.
Das Wettertief schaufelt mich leer ,
der Lebensmut, den ich zurecht frisier
und die Wortlosigkeit tun''s mir schwer.

Und heute war's irgendwie mir so leicht,
die Sinne sind wieder vereint.
Wie hab ich das Wunder denn nur erreicht?
Ach, guck mal! Die Sonne scheint!

Lisa Nicolis

23.5.25

Mea culpa


Titel: 
Ein Gedicht, mit mehreren Versfüßen unterwegs, 
um die Menschheit zu beglücken

Gedicht:

Wie viele Bäume krault der Wind,
wenn er erfrischend und geschwind
über das Erdrund weht?

Seit Tagen flattert jedes Blatt
's Geflatter hab ich längst schon satt.
Frust, wenn‘s so weitergeht.

Doch flatterten die Blätter nicht,
dann gäb es hier heut kein Gedicht,
das Mensch, Menschin bewegt.

So greift, wie ein gezähntes Rad,
ineinander, was 'nen Namen hat,
solang der Wind und’s Blatt besteht.

Fertig!

Namenlose*r Autor*in


Kann das Geflatter der Blätter stören?
Wenn man so lichtempfindlich ist wie ich und morgens die Sonne durch die Bäume vor dem Fenster scheint, das Geäst sich im Wind wild bewegt, dadurch im Zimmer sich ein Lichtgeflatter ohne Gleichen breit macht und man die Rollos am herrlichsten Tag runterlassen muss, dann schon!
Ich beklage mich nicht über mein Schicksal, weil ich den Raum dazu brauche, um mich ärgern.zu können.(Nix Nostradamus, it's me)

22.5.25

Guten Morgen


Ich wünsche einen guten Morgen!
Ich grüße dich, du schöner Tag.
Es schlafen nebenan die Sorgen,
die Gäste, die ich gar nicht mag.

Verstecke dich hinter den Wolken,
Ich bitte, wecke sie noch nicht,
Nur heute -und vielleicht auch morgen
und dämme noch der Sonne Licht

Lisa Nicolis

 

20.5.25

Zeit


Ja, du erforderst meine Zeit,
vertust sie leicht in all den Stunden.
Fällt dir nicht auf, du gehst zu weit?
Denn meine Zeit ist herzgebunden.

Bleibt auch für mich nicht ewig stehn.
Sie tickt im Takt des Rests vom Leben.
Würdest du mir auch welche geben,
könnte es leichter weiter gehn.
.

© Lisa Nicolis

17.5.25

Nicht meine Worte

 


Was mühe ich mich nur,
Gedichte schönzumalen,
Gefühle stets in Worte 
einzurahmen, 
in Worte
die mir nicht gehören.
Wenn ich sie sagen will,
greif ich ins Wörterbuch
der Wortgewandten,
um, was sie längst 
schon sagten,
mit frei gewählter Wortfolge
  zu wiederholen.

©Lisa Nicolis

9.5.25

Ich brauche Worte


Bräuchte mal Worte,
die Macht übernehmen ,
in denen ich wohne 
auch ab und an,
die mir die Stille
 der Seel' übertönen,
damit ich das Leben
hören kann.

© Lisa Nicolis

27.4.25

Eindimensional


Würde ich die Unendlichkeit 
dieses Meeres betreten, 
wenn es kein Ufer gäbe? 
Sie würden mich tragen, 
die Wellen, doch Halt 
gäbe es nicht.

Und ich liebe sie 
trotzdem, 
auch wenn sie im Rausch
wild um sich greifen. 
Oder deswegen.

Eindruck 
wird mein Empfinden hier
nicht hinterlassen und 
meine Schritte im Sand 
verwischt eh 
der Mond heute Abend

Lisa Nicolis
 

26.4.25

Die Wolken



Ich hab's verloren, das Gedicht.
das Wolken, Wind, auch Mut verspricht. 
  Selbst einen Stern wollt ich dazu,
und Stille nach dem Sturm, und Ruh.

Dann flog der Wind plötzlich davon,
der Stern schmückt wieder Gottes Thron. 
Verlor'ner Vers, verlor'nes Glück:
nur Wolken blieben seelenweit zurück

Lisa Nicolis