31.10.24

Ich bin, was ich bin

 


Heute möcht ich den Rilkes entgehen,
will meine eigenen Wege gehen,
will aus mir selbst heraus 
treiben und wachsen,
mit meinen Larifaris, den Faxen.
Mich nicht in alten Engen zwängen,
will mich entfesseln von lyrischen Strängen.
Ich muss doch nicht unbedingt jedem gefallen
und als Poetin wie Goethe strahlen.
Bin nur ein dämlicher kleiner Wicht
mit einem Hang zum eignen Gedicht,
oder was immer es auch ist,
Gedicht, Poesie oder nur Mist.

Das Wortblubbern ist jetzt vorbei
-ich fühle mich, scheints mir, auch wieder frei.

Lisa Nicolis

28.10.24

Beethoven


Höre ich Beethoven gerne,
weil ich ihn gerne hören will?
Oder will ich ihn gerne hören,
weil man ihn gerne hören sollte?
Oder sollte ich ihn gerne hören,
weil es sich gehört, 
ihn gehört zu haben?
Und soll ich ihn gerne 
gehört haben,
weil er sich selbst gerne 
gehört hätte?
Um zu wissen, 
wie es sich anhört,
wenn man gerne 
gehört werden will?

Lisa Nicolis

27.10.24

Zuflucht

als ich zu Hause war
hatte ich nachts 
alle Hände voll zu tun 
die Gedanken zu stapeln
bis sie dicht waren wie eine Mauer
dicht wie ein Gedicht 
seit ich weiß 
dass ich niemals zu Hause war 
sucht mein ganzer Wortschatz des nachs
ein Fundament 
auf das ich ein Zuhause bauen könnte
wenn ich nur wüsste wie ich die Wortsteine setzen soll
denn im Gedicht könnte ich wohnen

Lisa Nicolis


26.10.24

so gesehen


der Wille gefesselt am 
willenlosen Körper der 
Spiegel widerspiegelt was 
er nicht mag
ich mag für mein Alter
gut aussehen sagen sie doch 
überseh'n  die Motorik
geschlagenen Tag lang 
denk ich warum sich 
geschlagen geben
und in Gedanken schlag ich 
dann weiter meine Purzelbäume

Lisa Nicolis

25.10.24

Die Türen

Die einen zündeln,
es brennt hernieden. 
Die anderen öffnen
die Türen zum Frieden.

!!! flash- over,
wohin du schaust
auf was du die Hoffnung baust.

Wer Bomben sät,
erntet den Frieden 
nicht gerne geschwind.
Achtet auf Türen,
solange die Fenster
geschlossen sind.

Lisa Nicolis


24.10.24

versprochen


du wartest
am Rande des Niemandslands
hast du gesagt
wenn sich die Tore
hinter mir schließen

vergiss den Kolkraben nicht
der uns den Weg weist
er sitzt noch im Buch
mit dem schwarzen Rand

Lisa Nicolis


Manchmal holen mich Erinnerungen ein. Aus meinen Worten kannst du dir 
eine eigene Geschichte ausdenken, wenn du meine nicht verstehst.

23.10.24

Schönefeld weit genug





Es blinkt zuweilen in den Bäumen,
sind nachts geheimnisvolle Funken,
als fiel' ein Stern kosmisch betrunken
hernieder auf die müde Welt.
Kein UFO ist's aus Himmelsräumen,
nur'n Flugobjekt aus Schönefeld.


Dazu ein Limerick

Da fliegen die Kisten aus Schönefeld
mit blinkenden Lichtern durch meine Welt.
Was mich gar nicht stört,
dass man sie nicht hört,
dass keine in meinen Garten fällt.

Lisa Nicolis


Ob ich hier einen Punkt gesetzt habe, sehe ich nicht, aber zum Glück noch das Blinken am Nachthimmel
Und zum Glück ist der Flughafen weit genug.


22.10.24

Um Mitternacht


Am Fenster lehnt die Nacht so kühl
und blickt mit feuchten Augen rein
und einer Straßenlampe Schein,
leiht ihrer Düsternis Gefühl.

Sie malt mit transparenter Spur
paar klare Tropfen auf das Glas,
aus was ein Schauer hier vergaß.
Am Schrank zeigt Mitternacht die Uhr.

Wie viele Finger hat sie bloß?
Zähle verträumt noch eins, zwei, drei...
Dann ist das Heute schon vorbei
und ich versink' in Hypnos' Schoß.

Lisa Nicolis


Bin sauer auf KI. Sie wollte die Uhr nicht auf Mitternacht stellen.

21.10.24

Keinmondscheingedicht


Ich bin wach und meine Blicke
brechen sich durchs Fensterglas,
sie verlier'n sich durch die Bäume
und der Himmel ist so nass.

Heute schwimmt der Mond auf Wolken
und die Nacht ist viel zu grau.
Sie verschlang schon alle Lichter,
seit ich durch das Fenster schau.

Komm, jetzt schließe deine Augen,
ruf den letzten Blick zurück.
Doch der ging schon längst verloren
-auch von mir ein kleines Stück.

Lisa Nicolis

15.10.24

in Gedanken versunken


entzweit
entdreit
entixtfacht
endlos zermürbt
den Feinstaub eingeatmet
den Rest aufgesaugt
alles Keks

Lisa Nicolis

 

14.10.24

Agoraphobie


sie redeten die Angst mir ein
das Selbstbewußtsein aber aus
bis selbst mein Mut sich beugte
jetzt reden sie den Mut mir zu
doch wurzelte die Angst im Zimmer
und das Gestrüpp vor meiner Tür
ist viel zu dicht

Lisa Nicolis

13.10.24

Ein Blatt im Wind

Ich seh die Blätter durch den Morgen gleiten,
zum Teppich aus Erinnerung an helle Zeiten,
wie'n Lächeln, an den kühlen Wind verloren,
aus einer Wehmut und erfülltem Sein geboren.

Ein Blatt, wie'n kurzer Augenblick der Zeit,
ein Hauch aus allem, was an uns noch übrig bleibt.

 

12.10.24

Schenke ein Lächeln

Abneigung, Hass

sind Bürden,

die deine Seele 

tragen muss,

nicht die

der Verhassten,

nicht die deiner Feinde.

Das Lächeln,

dass du den andern schenkst,

ist ein Geschenk

an sie,

ist Licht,

 das auch dich selbst erhellt.

©Lisa Nicolis

7.10.24

Fensterblick


In Brauntönen schweben 
Gedanken mir zu
aus den Bäumen.
Oktober setzt bunt sich
in allen Verstecken nun fest.
Das Blechschaf
wird heut noch 
die Wildblumenwiese räumen,
der Herbst baut in sonnmüden Ästen
sein dürftiges Nest.

Und irgendwann 
sind all die Kronen
geplündert von Wetter und Wind.
Die Blicke greifen dann blattfrei
und inquisitiv dahinter.
Dahin, wo des Sommers
die Dinge verborgen sind
und wo schon in Allem
sich rüstet der Winter.

Lisa Nicolis

6.10.24

Bastelstunde


Werde die Stunde in Stücke reißen,
diese mit leuchtendem Garn verzwirbeln,
die Minuten ornamentalverwinkeln,
und ins Sekundenhelle mich schmeißen.

Farbbaden werd ich, suhlen in Formen,
freischwimmen mich von den Alltagslasten,
blindlinks durch mein Gebilde mich tasten
ohne Vorbehalte und Normen.

@Lisa Nicolis


5.10.24

Abendstern


 Abends holst du meine schönsten Träume,
wenn du, Abendstern, durchs Fenster schwebst.
Du berührst so still die Seelenräume,
wenn du mich zu deinem Leuchten hebst.

Und ich schwebe fort, vorbei an Sternen, 
durch ein Nebel und durch Raum und Zeit.
Gibst mir Zuflucht, hoch in deinen Fernen
und mein Herz wird siebenhimmelweit.

© Lisa Nicolis

3.10.24

Im Wald


 Über mich ein Baldachin. 
Äste greifen ineinander, 
flüstern Heimliches sich zu 
und ich lausche mittendrin 
wie der blattgrüne Kompander 
Hektik dämmt zu milde Ruh.

Lisa Nicolis

2.10.24

Oktober


 Jaulendes Rütteln am Fenster.
Wolken tropfen die Scheiben blind,
von hier oben betrachtet.
Von hier oben betrachtet,
pilzformgetarnte Wesen
schleichen kopflos vorüber.

Bleigrau der Tag, trägt sein Gesicht
triefend in Herbst gehüllt
sonnenscheu, farbmüde.
Sonnenscheu, farbmüde,
drehen die Stunden
weiter hinaus aus dem Sommer.

Windringelspiele wirbeln
blattlos die stämmigen Bäume,
wundergeschwängert schon.
Wundergeschwängert schon,
sehnt sich die Erde wieder
nach flaumiger Ruhe.

© Lisa Nicolis