6.7.25

Julischwüle

 


Im Mond hat sich ein Stern verfangen,
`ne Wolke sitzt am Schornstein fest.
Im Kirchturm Glocken müd verklangen,
da baut ein Flugzeug jetzt ein Nest.

Ein Leuchten springt aus allen Fenstern,
ein Strahl bricht grad sich das Genick.
Das Martinshorn, beliebt bei Gangstern,
blöckt in die Stille einen Knick.

Die Julinacht ist schweißgebadet,
die Luft steht wassrig ringsherum,
da schwimmt ein Fisch ganz unbeschadet
vorbei. Jetzt wird es mir zu dumm.

Die Nacht steckt feucht in allen Ecken,
`ne Lampe spuckt den Hof voll Licht.
Der Irrwitz spielt mit mir Verstecken,
in diesem surreal'n Gedicht.


© Lisa Nicolis

5.7.25

Aufbäumen



Auf dem Weg zum Verständnis
-kein Ziel in Sicht.
Der Ärger streut seine Stolpersteine
und ich stolpere ins Aufbäumen,
bis ich aus allen Wolken falle.
Der Ahorn vor meinem Fenster nur
menschelt vor sich hin.
Auf Bäumen ist Verlass.

Lisa Nicolis

3.7.25

Wer ihn nicht kennt, soll ihn nicht suchen


Zwölfhundert Stundenkilometer sind's durch den Äther.
Sie reißen die Tür auf (ja, wie sind denn die drauf?)
und schubsen mich in die TropopAUse.
Jadann, Lisa, sause, so sause 
durch die Tro- oh- oh- posphäre,
kollidiere mit all dem A- ah- ah- rgon
und dem O- oh- oh- zon
- eine Chimäre 
vorbei an dem Stoff, an dem du 
fast ersti- ick- ick- ickst,
☁☁ bin benebelt,
verwirrt mein Geist,
❄❄❄mein Blut ist vereist.❄❄❄
Verflixt!

Am Ende wirds nett,
ich lande im Bett.
Und prompt 
staunt alle Welt,
woher das Empfinden kommt,
dass man 
von Himmel fällt?

Mein jämmerliches Gewinsel,
ich Einfallpinsel, 
verrät allen doch
-es ist ein 
Lagerungsschwindel.

L A G E R U N G S S C H W I N D E L
L A G E R U N G S S C H W I N D E L
L A G E R U N G S S C H W I N D E L

***
Merke, mein Freund,
darfst deinen besten Feind 
beschimpfen,
doch unmenschlich wär es,
ihm einen Lagerungsschwindel 
zu wünschen.
***
Wärs nicht so peinlich würde ich mit Lisa Nicolis zeichnen.


Okay, so fühlt es sich an, bei einem Lagerungsschwindel, als ob man aus 10.000 Metern fällt, ohne Fallschirm, ohne Engelsflügeln und ohne marypoppinsschen Eigenschaften. Und dazu mit Flugangst. 
Dann ist plötzlich diese Frau Doktor da (habe wahrscheinlich zu laut geschrien, als die Lage schwindelig war😂). Sie setzt mich auf die Mitte der Bettkante, nimmt mein Gesicht zwischen ihre Hände, dreht meinen Kopf leicht nach links und schubst mich nach rechts mit aller Kraft auf die Bettkante (nachdem sie  vorher Aufklärung geleistet hatte und Ermutigung zum Masochismus gab). Lagerungsschwindelbewältigungstherapie. 
Ich lande gefühlsmäßig nicht auf der Bettkante, sondern in der Hölle und von dort wieder in alle sonstigen Sphären. Ich rufe den lieben Gott an und bitte lautstark um Hilfe. Erst nach viel zu vielen Sekunden werde ich wieder eins mit dem Bettrand. Dann das gleiche Ritual, nur in die entgegengesetzte Richtung. Mit dem gleichen Horror in den Knochen. Sie schubst mich immer wieder aus dem Flugzeug (damit sich die Kügelchen im Ohr zurechtkugeln) und wenn ich aus dem Koma erwache, kriege ich jetzt jedesmal einen Lachanfall. Ich stelle mir dann vor, mit welch irren Blick ich die Frau Doktor wohl anstarre, wenn ich grade bettrandig lagerschwindele. Das Geschubse ist eigentlich lustig. Nur wenn ich am Bettrand lande, kommt ca 15 Sekunden lang diese ekelhafte Schwindel. Wenn der Schwindel aber verschwindet, dann verschwindelt er auch und ich darf auch wieder lachen.
Ich soll das nun jeden Tag selbst, unaufgefordert, freiwillig wiederholen.
Leider wird dieser Lagerungsschwindel in gewissen Abständen wiederkehren, sagt sie kleinlaut.
Ergo, ich soll diesen gegenwärtigen Lagerungsschwindel wach halten, bis der nächste kommt? Nicht froh sein, dass er nur bei bestimmten Kopfbewegungen auftritt, sondern jeden Tag -zigmal den Horror durchleben mit der "Eigentherapie"?
Nee, das tue ich mir nicht an. Ich warte lieber geduldig auf die nächste unangenehme Überraschung, die mein Körper parat hält und dann vergesse ich eh diesen Lagerungsschwindel ernst zu nehmen. Wahrscheinlich haben wir uns bis dahin schon angefreundet. 
Und diese Kügelchen im Ohr –die liegen weiterhin durcheinandergewürfelt da. Orientierungslos, wie sie sind, finden sie leider , nicht wie ich, wieder zurück in ihr eigenes Bett. Da könnte ich meinen Kopf noch so oft gegen die Wand schlagen.😁





2.7.25

Seelentausch


Der Zufall blickt aus meinem Fenster,
hängt sich an die Fersen
der Frau gegenüber.
Ich, in ihren Schuhen,
gehe an mir vorbei,
sorglos wie nie,
dahin wo sie mir nie mehr
begegnen wird.
Und sie schaut mir
aus meinem Fenster nach
mit meiner abgestumpften Trauer,
aus der sie nie erwachen könnte,
wenn ich nicht wieder
in mich zurückkehren würde
hinter meinen Fenster,
in meine Latschen,
die nie weiter kommen 
als unter den Tisch.

Lisa Nicolis

1.7.25

Das verborgene Licht


 
Ach, hätt’ ich wieder Zeit, hätt’ Muße,
mich mal im Inn’ren zu begehn,
da hab ’nen Optimist ich stehn.
Von ihm würd mir
zum frohen Gruße
ein Hauch von Licht herüber weh’n.


© Lisa Nicolis

29.6.25

Graffiti



Ein Streifen Himmel klebt am Dach der Straßen.
Im steten Schatten dieser Häuserschlucht,
ein jeder Schritt nach Licht und Freiheit sucht,
die Sonnentage irgendwann vergaßen.

Entlang der Mauern in verborg’nen Ecken,
entsprühen Lichtreflexe, Wagemut
aus einem Herz mit jugendlicher Glut
der Schatten hat dann kunterbunte Flecken.


© Lisa Nicolis

28.6.25

So kurz der Tag!

Wir stehlen uns durch die Zeit,
und meinen, sie zu besitzen.
Wir streben nach vorn und recht weit,
doch lässt sie uns gern mal sitzen.

Den Tag hätt' man gern doppelt lang.
Warum haben Kraken x Sachen?
Hätt ich sie, wär's trotzdem mir bang,
sie reichen nicht, all Meins zu machen.

Lisa Nicolis


 

27.6.25

Abendstunde



Die Luft schmeckt nach Sommer und See.
Eine Wolke hat ein Gesicht.
Am Waldrand ein scheues Reh
schnuppert das dämmrige Licht.
*
Die Boote, gekettet am Steg
schaukeln störrisch gluckernd die Ruh.
Der Wind kommt am Wasserweg
abendkühl leis auf mich zu.
*
Die Sichel des Mond hängt am Baum,
in dem Zweigengewirr, still und neu.
An Weiden, durch Wasserschaum,
ziehen still Schwäne vorbei.
*
© Lisa Nicolis 

26.6.25

Dämmerung

 

Noch flimmert`s golden in der Bäume Kronen
und lange Schatten zeichnen Geisterspuren.
Es fließt das Sonnenlicht rot durch die Fluren,
wie surreale Malervisionen.

Der Tag vertaut in letzten Tränen, netzend
das grüne Antlitz bunt beblümter Gärten
und folgt der Sonne, seinem Weggefährten.
Die Vögel kuscheln laubverdeckt, leis schwätzend.

Der Glocken Kehlen in den fernen Türmen
verschlingen kurz die jungfräuliche Stille.
Der Abend schaut schon durch die Mondpupille,
wie Sterngruppen den Himmelsraum erstürmen.

Des Tages Fluidum geistert noch im Dunkel,
versinkt im hohlen Schlund der müden Sinne.
Das Hasten hält im Tal der Ruhe inne,
die Seele schwebt befreit im Traumgefunkel.

© Lisa Nicolis

25.6.25

Ver.Wand-elte Blockade


Eine poetische AnWandlung
inmitten von
Wand,
Wand,
Wand,
Wand
wäre schon allerhand.
Blockade unWandelbar.
Weil, wahrscheinlich,
verWandelt wie ich bin,
selbst eine BeWanderung
der (er)innern(den) verödeten Wanderwege
nichts mehr verWandelt im Sinn.
UmgeWandelt, verWandelt,
kaum noch beWandert
und
gemindert an Wort und Wert.
Wand,
Wand,
 Wand

23.6.25

Hitzewelle


Der Erdenschatten schlich sich längst herein,
die Nacht steht noch zu warm vor meinem Fenster,
sie darf heut nicht in meinen Zimmer rein,
ich fürcht' ihre feuchtfiebrigen Gespenster.

Die Dunkelheit streckt ihre Fingern aus, 
sucht alle meine kuscheligen Ecken,
nur ich bin heute nicht so recht zu Haus,
ich kann mich unter keine Decke strecken.

Dann endlich Mitternacht und 20 Grade,
jetzt darf die Nacht endlich zu mir ins Haus.
Während ich gnadenlos den Tag verjage,
schmeiß ich auch mit den Frust zum Fenster raus.

Lisa Nicolis

22.6.25

Möcht

 


Möcht dir immer
nah verbunden sein,
du und ich
kein Turm aus Elfenbein.
Ich dein Schatten,
du der Baum,
ich wär Nacht
und du mein Traum
und mein Mond  
im klaren Silberschein.

Möcht dich fühlen
wie den warmen Wind,
dir vertraut sein
wie sich Schwäne sind,
ich das Wasser,
du die Luft,
ich die Blume,
du der Duft
mich begleitend 
ewig süß und lind.


© Lisa Nicolis



 Besuche mal meine "FANTASIEECKE"

19.6.25

Schlaflose Nacht



Keine Schneide
der Vernunft
kürzt
die zweigenden Gedanken,
die die Nächte
mir umwuchern.

Mauern brechen
in mich ein,
Morpheus liegt
drunter begraben.

Kühl der Morgen,
lächelt Sonne,
doch die Seele
liegt mir brach.

Lisa Nicolis

18.6.25

Gedanken


Wie Schlösser an einer Brücke der Erinnerungen hängen einige meiner Gedanken gefangen in den Scheibenporen des Fensters. Die anderen sind immer wieder durchgesickert ins Néant, sternvaakumiert, und darüber hinaus. Manche davon kreisen bloß um den Ahorn und den Eschen und scheuchen die Krähen auf, die sich ungerufen und laut an die Äste krallen.

Im Austausch ziehen sie zeitweilig in die Gedankenleere, dieser Ahorn, die Krähe, die Sterne und selbst die Unendlichkeit. Dann mixe ich sie in der Gyrusschale zu einem Smoothie für die Seele mit Gefühlsstreusel süß- sauer.

Lisa Nicolis

Liebe

 


Nichts prägt
unser Leben mehr
als die Liebe.
Die Liebe
die wir leben dürfen,
oder die Liebe,
die fehlt.

© Lisa Nicolis

13.6.25

Sonnentraum

 


Es siebt sich Sonne durch das Laub,
die Zweige sich versonnen wiegen.
Im kühlen Gras, auf dem wir liegen,
bedeckt uns warmer Sonnenstaub.

Die Himmelsfunken tauchen ein
in deine Augen, die vergolden.
Ich neide es, diesen Kobolden,
und wär dir selber Sonnenschein.

Ich wär dafür so gern der Grund,
dass deine Augen Wunder strahlen.
Ich würd ins Herz dir Blumen malen
und Sonne küssen auf den Mund.

Ich schwebte kurz durch Zeit und Raum
und war so tief in mich versunken
und bin von dir noch liebestrunken
- ich lag in einem Sonnentraum.


© Lisa Nicolici

12.6.25

Mundtot



Worttropfen
regnet es
in meinem Kopf,
Tropfen aus
Herzblut
und
Illusion.
Morgen wird's wieder
heute sein
und das Schweigen
trocknet den Silbenschauer
in meinem Mund.


©Lisa Nicolis

11.6.25

Junimitte 2025



Durch die Bäume pfeift der Wind,
hat etliche Pferdestärken.
Schaust du in's Geäst geschwind,
könntest du auch seekrank werden.

Möchte jetzt kein Ahorn sein,
ewiglich zerzaust mich wiegen
und dem Sommer Schiffbruch sein
in dem zweigbrechenden Biegen.

Leider hat‘s sich ausgeMait
es juniert seit einer Weile,
doch es sommert nicht gescheit.
Zeit nur fließt in Windeseile.


Lisa Nicolis

9.6.25

Nur Träume


Träume hin zu Alpgefühle
können manchmal sich entfalten.
Sind wie Züge ohne Ziele,
die an keinem Bahnhof halten.

Stehst, still wartend an der Ecke
auf Erfüllung, auf Erleben.
Doch dein Traum bleibt auf der Strecke,
solltest du dich selbst nicht regen.

© Lisa Nicolis

Gefangen

 


Nebel schwebt über den Teich
und am Ufer, ganz allein,
träumt ’ne Seejungfrau am Stein
von dem ozeanweiten Reich,
von dem himmeltiefen Blau
und sie wär ’ne Meerjungfrau.

© Lisa Nicolis

8.6.25

Komm sprechen wir mal kein Tacheles...




Weißt du, wovon im Weitflug
die Vögel träumen?
Warum die Well'n, wie'm Unfug,
kräuselnd sich schäumen?

Weißt du, warum kein Ostwind
möcht westher wehen?
Kein Pinguin mag (ortsblind?)
den Nordpol sehen?

Hätte noch soviel Fragen,
wäre eine*r in Sicht,
der, die gern, wie soll ichs sagen,
mit mir Nonsens spricht.

Selbst eine lachende Möwe,
brächte mich ans Ziel,
denn der so nüchterne Alltag
wird mir einfach zu viel.


Lisa Nicolis

7.6.25

Barfuß



Oh, wieder
frühlingsstille Gräser streifen,
mit nackten Füßen
kühle Heimat suchen,
wenn bunte Blüten hin zu Früchte reifen
in den Akkazien, Kastanien, Buchen.

Den Tau des Morgens
in den Poren spüren,
die Sorgen
in den Blütenstaub vertreuen
und lassen sich von lauen Lüften führen
und sich des einmaligen Lebens freuen.


©Lisa Nicolis


6.6.25

Wenn


Ich möchte aus meinem Ich
hinaus in den Sommer schreiten,
mir pflücken den Duft
seiner Weiten,
in meine Seelenschale
die Farben geben,
sie zu Geschichten beleben.
Unter dem Flügelschlag
bunter Libellen
ließ ich in seichten Wellen,
Halme sich wiegen
und würde dann schweigend
darunter liegen.
Wie ein sorgloser Quell
möcht ich
den Sommer durchfließen
-wenn diese Wände mich ließen.


© Lisa Nicolis

5.6.25

Morgens halbacht

In das niedliche Turteln zweier Tauben drängeln die schrillen Schreie der Krähen. Den Trauben ist es egal, ob das Turteln überschrien wird, oder das Geschreie überturtelt wird. Ich ließe mich lieber beturteln und überschriehe die Schreie mit tonleiterzerschmetterndem Turteln. Und dann zwitschert ein Zeisig. Es wird still.
 

4.6.25

Brücken


Brücken, die fast Wurzeln schlagen,
dich an andre Ufer tragen,
sich ganz stolz auch widerspiegeln,
unsterblich, mit sieben Siegeln.

Brücken die sich stolz erheben,
weiterführ'n ins nächste Leben,
wo dann alles besser wäre,
folgt man brav dem Schildermeere.

Brücken, grandiose Bogen,
führen dich, ganz ungelogen,
hin zu Träumen, Neugestalten
-nur solange Brücken halten.

Lisa Nicolis

 

3.6.25

Morgens im Park



Parkweit grünt für mich Idylle,
Wasser zelebriert die Stille.
An den seichten, dunklen Stellen,
Schwäne zieh’n ovale Wellen.
In die zarte Morgenfrische
 springen Fische
aus flüchtigen Wasserkreisen,
um ’ne Mücke zu verspeisen.
Wie von Sinnen
laufen dürre Wasserspinnen,
würde sagen etwas krasser,
wie einst Jesus übers Wasser.
Hier ist’s friedvoll, voller Duft.
Säbelt Löcher in die Luft
’s Schilf am Teichrand, subversiv,
und ich find auch aggressiv.

Oberflächlich planscht im Teich
noch ein Rest von Morgenröte.
Aus dem Wasser quakt ein Frosch.
Oder war es doch ’ne Kröte?
So vergeht halt Stund um Stund
und es quillt auf allen Wegen
mir entgegen
jetzt ein Mehr an Mensch und Hund.

Lisa Nicolis

2.6.25

Frei



Schwer ein Gedicht zu schreiben,
denn jeder Dichter bräucht einen Richter,
der, ganz erhaben,
es liebt zu richten,
ob Versfüße O-Beine haben,
es liebt zu schlichten
Urteile fällt und auch richtig stellt,
ob das Enjambement sich korrekt verhält, 
die Zeilen sich versfüßig gut einbringen,
oder übereinander springen,
um vom O- Beinbruch 
in ein Versbruch zu brechen,
Strophen Daktylusse versprechen, 
mit einem Anapäst sich dann rächen, 
dahinhinken, 
Qualität und Talent zum Himmel stinken.

Wär mir zu viel!
Ich brauche das nicht
und dichte mich ein in mein eignes Gedicht
und steh auf dem Blog meinen Mann, oder so.
Hier macht meine lyrische Freiheit mich froh!

So'n Stuss wurde lang nicht geschrieben,
pardon für das Lesen, du musst ihn nicht lieben...

Lisa Nicolis

1.6.25

Der Besuch


 Wohlwollende Ratschläge, 
wie Makulatur in den Raum geschmissen. 
Endlich allein und zerrissen 
von meinem beißenden Schmerz, 
bitte ich uns beide zu Tisch 
mit zuhauf
maulgerecht zurecht geschnippelten 
Gewissensbissen 
und der geretteten tröstlichen 
Kirsche darauf.

Lisa Nicolis


Kennst du das? Hast du mal ein großes Aua und du kriegst zufällig Besuch, dann sag ja nicht, was du hast. Denn plötzlich erweckst du die Philosophen und Psychologen in deinen Besatzern und dir wird so viel zulasten gelegt, was du alles hättest tun müssen, um dieses Schlamassel zu umgehen, oder was du unbedingt noch tun solltest, um diesem zu entkommen, dass es dir Angst und Bange wird. Nach dem Besuch hast du nicht nur den Schmerz, sondern auch noch ein schlechtes Gewissen obendrauf, was du alles selbst vergeigt hast, während die Schuldigen ein überaus reines Gewissen haben, da sie ihre Pflicht ja getan haben. 
Nun hilft dir nur dein Humor, das ganze Brimborium nicht zur ernst zu nehmen.

31.5.25

Nur so



Ein Flugzeug schneidet mir den Himmel zurecht, 
Wörter fallen aus der Unendlichkeit 
mir ein und aus dem Ich 
all die Leerzeichen zur Vollendung 
der Reise durch die Wolkenscherben.

Lisa Nicolis

29.5.25

Wanderer sind meine Worte


Wanderer sind meine Worte,
die deine Seele bereisen,
durch alle Türen zu deiner Welt,
wenn sie weit offen stehen.

Wanderer sind meine Worte
durch diese Sonne in deinem Gemüt,
wenn deine Höhen in Glanz sich noch hüllen,
während die Täler schon dunkeln.

Wandere sind meine Worte,
die sich in Schatten verlieren,
wenn du die Türen verschließt,
wenn du die Lichter löscht.

Wanderer sind meine Worte,
die sich am Irrweg nur mühsam finden,
die sich zu dir nicht auf Reise begäben,
wärest nicht du stets mein Ziel.


© Lisa Nicolis

27.5.25

Die blaue Hortensie


So wie das letzte Grün in Farbentiegeln
sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.

Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wiederum verlieren,
und wie in alten blauen Briefpapieren
ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;

Verwaschenes wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragenes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.

Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
in einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.


Rainer Maria Rilke


26.5.25

Wettertief



Morgens immer die Wolken in mir.
Das Wettertief schaufelt mich leer ,
der Lebensmut, den ich zurecht frisier
und die Wortlosigkeit tun''s mir schwer.

Und heute war's irgendwie mir so leicht,
die Sinne sind wieder vereint.
Wie hab ich das Wunder denn nur erreicht?
Ach, guck mal! Die Sonne scheint!

Lisa Nicolis

23.5.25

Mea culpa


Titel: 
Ein Gedicht, mit mehreren Versfüßen unterwegs, 
um die Menschheit zu beglücken

Gedicht:

Wie viele Bäume krault der Wind,
wenn er erfrischend und geschwind
über das Erdrund weht?

Seit Tagen flattert jedes Blatt
's Geflatter hab ich längst schon satt.
Frust, wenn‘s so weitergeht.

Doch flatterten die Blätter nicht,
dann gäb es hier heut kein Gedicht,
das Mensch, Menschin bewegt.

So greift, wie ein gezähntes Rad,
ineinander, was 'nen Namen hat,
solang der Wind und’s Blatt besteht.

Fertig!

Namenlose*r Autor*in


Kann das Geflatter der Blätter stören?
Wenn man so lichtempfindlich ist wie ich und morgens die Sonne durch die Bäume vor dem Fenster scheint, das Geäst sich im Wind wild bewegt, dadurch im Zimmer sich ein Lichtgeflatter ohne Gleichen breit macht und man die Rollos am herrlichsten Tag runterlassen muss, dann schon!
Ich beklage mich nicht über mein Schicksal, weil ich den Raum dazu brauche, um mich ärgern.zu können.(Nix Nostradamus, it's me)

22.5.25

Guten Morgen


Ich wünsche einen guten Morgen!
Ich grüße dich, du schöner Tag.
Es schlafen nebenan die Sorgen,
die Gäste, die ich gar nicht mag.

Verstecke dich hinter den Wolken,
Ich bitte, wecke sie noch nicht,
Nur heute -und vielleicht auch morgen
und dämme noch der Sonne Licht

Lisa Nicolis

 

20.5.25

Zeit


Ja, du erforderst meine Zeit,
vertust sie leicht in all den Stunden.
Fällt dir nicht auf, du gehst zu weit?
Denn meine Zeit ist herzgebunden.

Bleibt auch für mich nicht ewig stehn.
Sie tickt im Takt des Rests vom Leben.
Würdest du mir auch welche geben,
könnte es leichter weiter gehn.
.

© Lisa Nicolis

17.5.25

Nicht meine Worte

 


Was mühe ich mich nur,
Gedichte schönzumalen,
Gefühle stets in Worte 
einzurahmen, 
in Worte
die mir nicht gehören.
Wenn ich sie sagen will,
greif ich ins Wörterbuch
der Wortgewandten,
um, was sie längst 
schon sagten,
mit frei gewählter Wortfolge
  zu wiederholen.

©Lisa Nicolis

9.5.25

Ich brauche Worte


Bräuchte mal Worte,
die Macht übernehmen ,
in denen ich wohne 
auch ab und an,
die mir die Stille
 der Seel' übertönen,
damit ich das Leben
hören kann.

© Lisa Nicolis

27.4.25

Eindimensional


Würde ich die Unendlichkeit 
dieses Meeres betreten, 
wenn es kein Ufer gäbe? 
Sie würden mich tragen, 
die Wellen, doch Halt 
gäbe es nicht.

Und ich liebe sie 
trotzdem, 
auch wenn sie im Rausch
wild um sich greifen. 
Oder deswegen.

Eindruck 
wird mein Empfinden hier
nicht hinterlassen und 
meine Schritte im Sand 
verwischt eh 
der Mond heute Abend

Lisa Nicolis
 

26.4.25

Die Wolken



Ich hab's verloren, das Gedicht.
das Wolken, Wind, auch Mut verspricht. 
  Selbst einen Stern wollt ich dazu,
und Stille nach dem Sturm, und Ruh.

Dann flog der Wind plötzlich davon,
der Stern schmückt wieder Gottes Thron. 
Verlor'ner Vers, verlor'nes Glück:
nur Wolken blieben seelenweit zurück

Lisa Nicolis

25.4.25

Lyrisches Dilemma


Ich suche oft nach Wort und Reim
und will Gedanken malen.
Doch manch ein Bild erstickt im Keim
unter verrückten Qualen.

Die eine Strophe- fast perfekt.
Jetzt könnte ich mich freuen.
Doch schon wird’s weiterhin suspekt
-man soll nicht Blumen streuen…

Wer mag schon all die Blümchen sehn,
die durch den Kopf mir schwirren?
So "durch die Blume" würd's noch gehn,
in Gleichnis mich verirren.

Die Welt beschreibt sich schlicht und schön
unter den Zulukaffern…
Hier will man sie halt anders sehn
-in Kuben und Metaphern.

Lisa Nicolis

23.4.25

Morgens


Morgens, düster und schwül. 
Der Traum klammert in mir 
und ich träume ihn weiter, verwirrt, 
mit offenen Augen. Als wär ich 
noch immer in ihm gefangen, 
im Bann der Medusa verirrt. 
Und die Schlangen...
verflochten in Ketten.
Köpfe sie, Perseus, eile, 
bevor sie den Schleier lüftet,
 ich völlig versteinre. 
Will raus aus dem Traum,
aus den Ketten
und ich brauch 
meine Blutdrucktabletten.

Lisa Nicolis

14.4.25

Der Anfang ist ein Schrei, am Ende nur noch Stille

Du wohnst doch so schön
und du hast, was du brauchst,
versucht man dir promt zu erwähnen,
wenn einer sie merkt,
längs am lächelnden Mund,
die Spuren von heimlichen Tränen.

Ein Leben lang
tosendes Leben um dich,
dann Stille, barrier'nfreies Ende.
-Sie ahnen es nicht,
was man täglich erfühlt:
Familie sind nicht all die Wände...

Lisa Nicolis

11.4.25

umWANDeln


Vor meinem Fenster streut die Sonne Frühling. Die Blicke
sammeln ihn mir ein. Nur dürsten alle Sinne nach der 
Freiheit, nach Blumenduft, nach Feld und Hain, nach Licht 
und einem seichten Wind.
Und ich ersehne mir ein leises Beben, das alle diese 
Wände sprengt, die mich seit Jahr und Tag umgeben, 
ertragen, tragen und auch Gefängnis sind.
Ein Beben, das alle Türen sprengt und 
alle Schwellen mir entschwellt. 
Auch die in meinem Kopf, in meiner Innenwelt. 
Die sitzt da fest und keiner da, der mir 
den Punkt bezeichnet, aus dem ich 
meine Welt aus allen Angeln heben könnt. 
Oder mich schubst, zumindest mal der Klinke 
meine Hand zu reichen und mir den 
Herzschlag gönnt, wenn sie mich durch das Loch 
in dieser Wand den Frühling atmen lässt.
Ich bräuchte eine App, um mich zu aktivieren. 
Da fielen alle Wände, es öffneten sich Türen.
Ich müsste meine Welt nicht aus den Angeln heben, 
ich muss nur wieder lernen zu atmen und zu leben.

Lisa Nicolis

10.4.25

Frühling



Zwischen
die seufzenden Bäume
streut der Wind
sonnige Scherben.

Fliederduftend
werfen Schatten
dunkle Rätsel
über den Weg.

Und die Kirschen
blühen sich weiß
in ihr saftiges Rot hinein. 

© Lisa Nicolis