29.6.25

Graffiti



Ein Streifen Himmel klebt am Dach der Straßen.
Im steten Schatten dieser Häuserschlucht,
ein jeder Schritt nach Licht und Freiheit sucht,
die Sonnentage irgendwann vergaßen.

Entlang der Mauern in verborg’nen Ecken,
entsprühen Lichtreflexe, Wagemut
aus einem Herz mit jugendlicher Glut
der Schatten hat dann kunterbunte Flecken.


© Lisa Nicolis

28.6.25

So kurz der Tag!

Wir stehlen uns durch die Zeit,
und meinen, sie zu besitzen.
Wir streben nach vorn und recht weit,
doch lässt sie uns gern mal sitzen.

Den Tag hätt' man gern doppelt lang.
Warum haben Kraken x Sachen?
Hätt ich sie, wär's trotzdem mir bang,
sie reichen nicht, all Meins zu machen.

Lisa Nicolis


 

27.6.25

Abendstunde



Die Luft schmeckt nach Sommer und See.
Eine Wolke hat ein Gesicht.
Am Waldrand ein scheues Reh
schnuppert das dämmrige Licht.
*
Die Boote, gekettet am Steg
schaukeln störrisch gluckernd die Ruh.
Der Wind kommt am Wasserweg
abendkühl leis auf mich zu.
*
Die Sichel des Mond hängt am Baum,
in dem Zweigengewirr, still und neu.
An Weiden, durch Wasserschaum,
ziehen still Schwäne vorbei.
*
© Lisa Nicolis 

26.6.25

Dämmerung

 

Noch flimmert`s golden in der Bäume Kronen
und lange Schatten zeichnen Geisterspuren.
Es fließt das Sonnenlicht rot durch die Fluren,
wie surreale Malervisionen.

Der Tag vertaut in letzten Tränen, netzend
das grüne Antlitz bunt beblümter Gärten
und folgt der Sonne, seinem Weggefährten.
Die Vögel kuscheln laubverdeckt, leis schwätzend.

Der Glocken Kehlen in den fernen Türmen
verschlingen kurz die jungfräuliche Stille.
Der Abend schaut schon durch die Mondpupille,
wie Sterngruppen den Himmelsraum erstürmen.

Des Tages Fluidum geistert noch im Dunkel,
versinkt im hohlen Schlund der müden Sinne.
Das Hasten hält im Tal der Ruhe inne,
die Seele schwebt befreit im Traumgefunkel.

© Lisa Nicolis

25.6.25

Ver.Wand-elte Blockade


Eine poetische AnWandlung
inmitten von
Wand,
Wand,
Wand,
Wand
wäre schon allerhand.
Blockade unWandelbar.
Weil, wahrscheinlich,
verWandelt wie ich bin,
selbst eine BeWanderung
der (er)innern(den) verödeten Wanderwege
nichts mehr verWandelt im Sinn.
UmgeWandelt, verWandelt,
kaum noch beWandert
und
gemindert an Wort und Wert.
Wand,
Wand,
 Wand

23.6.25

Hitzewelle


Der Erdenschatten schlich sich längst herein,
die Nacht steht noch zu warm vor meinem Fenster,
sie darf heut nicht in meinen Zimmer rein,
ich fürcht' ihre feuchtfiebrigen Gespenster.

Die Dunkelheit streckt ihre Fingern aus, 
sucht alle meine kuscheligen Ecken,
nur ich bin heute nicht so recht zu Haus,
ich kann mich unter keine Decke strecken.

Dann endlich Mitternacht und 20 Grade,
jetzt darf die Nacht endlich zu mir ins Haus.
Während ich gnadenlos den Tag verjage,
schmeiß ich auch mit den Frust zum Fenster raus.

Lisa Nicolis

22.6.25

Möcht

 


Möcht dir immer
nah verbunden sein,
du und ich
kein Turm aus Elfenbein.
Ich dein Schatten,
du der Baum,
ich wär Nacht
und du mein Traum
und mein Mond  
im klaren Silberschein.

Möcht dich fühlen
wie den warmen Wind,
dir vertraut sein
wie sich Schwäne sind,
ich das Wasser,
du die Luft,
ich die Blume,
du der Duft
mich begleitend 
ewig süß und lind.


© Lisa Nicolis



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19.6.25

Schlaflose Nacht



Keine Schneide
der Vernunft
kürzt
die zweigenden Gedanken,
die die Nächte
mir umwuchern.

Mauern brechen
in mich ein,
Morpheus liegt
drunter begraben.

Kühl der Morgen,
lächelt Sonne,
doch die Seele
liegt mir brach.

Lisa Nicolis

18.6.25

Gedanken


Wie Schlösser an einer Brücke der Erinnerungen hängen einige meiner Gedanken gefangen in den Scheibenporen des Fensters. Die anderen sind immer wieder durchgesickert ins Néant, sternvaakumiert, und darüber hinaus. Manche davon kreisen bloß um den Ahorn und den Eschen und scheuchen die Krähen auf, die sich ungerufen und laut an die Äste krallen.

Im Austausch ziehen sie zeitweilig in die Gedankenleere, dieser Ahorn, die Krähe, die Sterne und selbst die Unendlichkeit. Dann mixe ich sie in der Gyrusschale zu einem Smoothie für die Seele mit Gefühlsstreusel süß- sauer.

Lisa Nicolis

Liebe

 


Nichts prägt
unser Leben mehr
als die Liebe.
Die Liebe
die wir leben dürfen,
oder die Liebe,
die fehlt.

© Lisa Nicolis

13.6.25

Sonnentraum

 


Es siebt sich Sonne durch das Laub,
die Zweige sich versonnen wiegen.
Im kühlen Gras, auf dem wir liegen,
bedeckt uns warmer Sonnenstaub.

Die Himmelsfunken tauchen ein
in deine Augen, die vergolden.
Ich neide es, diesen Kobolden,
und wär dir selber Sonnenschein.

Ich wär dafür so gern der Grund,
dass deine Augen Wunder strahlen.
Ich würd ins Herz dir Blumen malen
und Sonne küssen auf den Mund.

Ich schwebte kurz durch Zeit und Raum
und war so tief in mich versunken
und bin von dir noch liebestrunken
- ich lag in einem Sonnentraum.


© Lisa Nicolici

12.6.25

Mundtot



Worttropfen
regnet es
in meinem Kopf,
Tropfen aus
Herzblut
und
Illusion.
Morgen wird's wieder
heute sein
und das Schweigen
trocknet den Silbenschauer
in meinem Mund.


©Lisa Nicolis

11.6.25

Junimitte 2025



Durch die Bäume pfeift der Wind,
hat etliche Pferdestärken.
Schaust du in's Geäst geschwind,
könntest du auch seekrank werden.

Möchte jetzt kein Ahorn sein,
ewiglich zerzaust mich wiegen
und dem Sommer Schiffbruch sein
in dem zweigbrechenden Biegen.

Leider hat‘s sich ausgeMait
es juniert seit einer Weile,
doch es sommert nicht gescheit.
Zeit nur fließt in Windeseile.


Lisa Nicolis

9.6.25

Nur Träume


Träume hin zu Alpgefühle
können manchmal sich entfalten.
Sind wie Züge ohne Ziele,
die an keinem Bahnhof halten.

Stehst, still wartend an der Ecke
auf Erfüllung, auf Erleben.
Doch dein Traum bleibt auf der Strecke,
solltest du dich selbst nicht regen.

© Lisa Nicolis

Gefangen

 


Nebel schwebt über den Teich
und am Ufer, ganz allein,
träumt ’ne Seejungfrau am Stein
von dem ozeanweiten Reich,
von dem himmeltiefen Blau
und sie wär ’ne Meerjungfrau.

© Lisa Nicolis

8.6.25

Komm sprechen wir mal kein Tacheles...




Weißt du, wovon im Weitflug
die Vögel träumen?
Warum die Well'n, wie'm Unfug,
kräuselnd sich schäumen?

Weißt du, warum kein Ostwind
möcht westher wehen?
Kein Pinguin mag (ortsblind?)
den Nordpol sehen?

Hätte noch soviel Fragen,
wäre eine*r in Sicht,
der, die gern, wie soll ichs sagen,
mit mir Nonsens spricht.

Selbst eine lachende Möwe,
brächte mich ans Ziel,
denn der so nüchterne Alltag
wird mir einfach zu viel.


Lisa Nicolis

7.6.25

Barfuß



Oh, wieder
frühlingsstille Gräser streifen,
mit nackten Füßen
kühle Heimat suchen,
wenn bunte Blüten hin zu Früchte reifen
in den Akkazien, Kastanien, Buchen.

Den Tau des Morgens
in den Poren spüren,
die Sorgen
in den Blütenstaub vertreuen
und lassen sich von lauen Lüften führen
und sich des einmaligen Lebens freuen.


©Lisa Nicolis


6.6.25

Wenn


Ich möchte aus meinem Ich
hinaus in den Sommer schreiten,
mir pflücken den Duft
seiner Weiten,
in meine Seelenschale
die Farben geben,
sie zu Geschichten beleben.
Unter dem Flügelschlag
bunter Libellen
ließ ich in seichten Wellen,
Halme sich wiegen
und würde dann schweigend
darunter liegen.
Wie ein sorgloser Quell
möcht ich
den Sommer durchfließen
-wenn diese Wände mich ließen.


© Lisa Nicolis

5.6.25

Morgens halbacht

In das niedliche Turteln zweier Tauben drängeln die schrillen Schreie der Krähen. Den Trauben ist es egal, ob das Turteln überschrien wird, oder das Geschreie überturtelt wird. Ich ließe mich lieber beturteln und überschriehe die Schreie mit tonleiterzerschmetterndem Turteln. Und dann zwitschert ein Zeisig. Es wird still.
 

4.6.25

Brücken


Brücken, die fast Wurzeln schlagen,
dich an andre Ufer tragen,
sich ganz stolz auch widerspiegeln,
unsterblich, mit sieben Siegeln.

Brücken die sich stolz erheben,
weiterführ'n ins nächste Leben,
wo dann alles besser wäre,
folgt man brav dem Schildermeere.

Brücken, grandiose Bogen,
führen dich, ganz ungelogen,
hin zu Träumen, Neugestalten
-nur solange Brücken halten.

Lisa Nicolis

 

3.6.25

Morgens im Park



Parkweit grünt für mich Idylle,
Wasser zelebriert die Stille.
An den seichten, dunklen Stellen,
Schwäne zieh’n ovale Wellen.
In die zarte Morgenfrische
 springen Fische
aus flüchtigen Wasserkreisen,
um ’ne Mücke zu verspeisen.
Wie von Sinnen
laufen dürre Wasserspinnen,
würde sagen etwas krasser,
wie einst Jesus übers Wasser.
Hier ist’s friedvoll, voller Duft.
Säbelt Löcher in die Luft
’s Schilf am Teichrand, subversiv,
und ich find auch aggressiv.

Oberflächlich planscht im Teich
noch ein Rest von Morgenröte.
Aus dem Wasser quakt ein Frosch.
Oder war es doch ’ne Kröte?
So vergeht halt Stund um Stund
und es quillt auf allen Wegen
mir entgegen
jetzt ein Mehr an Mensch und Hund.

Lisa Nicolis

2.6.25

Frei



Schwer ein Gedicht zu schreiben,
denn jeder Dichter bräucht einen Richter,
der, ganz erhaben,
es liebt zu richten,
ob Versfüße O-Beine haben,
es liebt zu schlichten
Urteile fällt und auch richtig stellt,
ob das Enjambement sich korrekt verhält, 
die Zeilen sich versfüßig gut einbringen,
oder übereinander springen,
um vom O- Beinbruch 
in ein Versbruch zu brechen,
Strophen Daktylusse versprechen, 
mit einem Anapäst sich dann rächen, 
dahinhinken, 
Qualität und Talent zum Himmel stinken.

Wär mir zu viel!
Ich brauche das nicht
und dichte mich ein in mein eignes Gedicht
und steh auf dem Blog meinen Mann, oder so.
Hier macht meine lyrische Freiheit mich froh!

So'n Stuss wurde lang nicht geschrieben,
pardon für das Lesen, du musst ihn nicht lieben...

Lisa Nicolis

1.6.25

Der Besuch


 Wohlwollende Ratschläge, 
wie Makulatur in den Raum geschmissen. 
Endlich allein und zerrissen 
von meinem beißenden Schmerz, 
bitte ich uns beide zu Tisch 
mit zuhauf
maulgerecht zurecht geschnippelten 
Gewissensbissen 
und der geretteten tröstlichen 
Kirsche darauf.

Lisa Nicolis


Kennst du das? Hast du mal ein großes Aua und du kriegst zufällig Besuch, dann sag ja nicht, was du hast. Denn plötzlich erweckst du die Philosophen und Psychologen in deinen Besatzern und dir wird so viel zulasten gelegt, was du alles hättest tun müssen, um dieses Schlamassel zu umgehen, oder was du unbedingt noch tun solltest, um diesem zu entkommen, dass es dir Angst und Bange wird. Nach dem Besuch hast du nicht nur den Schmerz, sondern auch noch ein schlechtes Gewissen obendrauf, was du alles selbst vergeigt hast, während die Schuldigen ein überaus reines Gewissen haben, da sie ihre Pflicht ja getan haben. 
Nun hilft dir nur dein Humor, das ganze Brimborium nicht zur ernst zu nehmen.