3.8.25

Mein Tagebuch


Ich suche mich im Knistern der vergilbten Blätter,
aus denen zäh die Worte fließen,
wie trübe Wachsperlen aus funzelhellen Wunden
der Dunkelheit entlang.

Die Worte und Gefühle sich verweben
in schummerfarbnen, fremden Tönen
zu nebeligem Tand der fernen Tage.

Bin ich das im zerschlissnen Tuch gelebter Zeit?
Sah so mein Leben aus, wie Buchstaben hier,
durcheinander wirbelnd, Wort ergreifen?
Sind das hier meine Schritte, die an den Schnörkeln
trockner Tinte schleifen?

Sporadisch finde ich ein vages, fernes Ich,
verteilt auf vielen welken Seiten,
bestrebt, Erlebtes in die Zukunft einzubringen,
um nicht das Ich dem Ich ganz zu entfremden.

Verblättert liege ich im Buch, verstreut
im Klang der eignen Worte,
ich selbst, alleine mir zum Teil.

So bin ich heut, zu späten Lebensstunden
mir fremd begegnet.


© Lisa Nicolis