2.1.23

So jung wie alt

                
Frohes Neues Jahr!

Ach, liebe Leut, ihr glaubt fürwahr,
ab heut regiert das Neue Jahr?
Doch euch entgeht die eig`ne Tat,
an der doch jeder Schuld dran hat.
Ihr habt das Alte angemalt,
ein Lätzchen um den Hals geknallt,
ihm Kinderschuhe angezog`n,
behauptet, es sei neu gebor`n.
Das Alte lacht sich in die Faust,
Gutgläubigkeit, wohin du schaust:
das „Neue“ wird wohl besser sein,
redet der Mensch sich ewig ein.
Wer ist der Tor der solches glaubt,
dass fix ab heute, unverstaubt,
nur Gold dir in die Hände fällt?
`s Finanzamt zählt eh all dein Geld,
der Tod räumt weiter auf sein Feld,
den Hunger, der noch weltweit killt
wird auch vom „Neuen“ nicht gestillt.
Die Krankheit lässt sich nicht bemal’n,
Schulden wird’s „Neue“ nicht bezahl`n
und Alltag ist ja eh schon bald.
Das „Neue“ war schon immer alt!
Doch, Gott sei Dank, ´s ist ungetrübt,
das Leben, wenn man sich belügt!
So hat`s auch Großvater getan
und war doch ein zufried`ner Mann.


©Lisa Nicolis