2.7.23

Gegooglete Heimat


Wild verwachs’ne Wassergräben,

schiefe Zäune, altes Haus

all das wollt ich nochmals leben,

zieh mit Google Maps hinaus.

Freue mich der blum’gen Wiesen

vom Akazienwald gesäumt,

blühender Kastanienriesen

-all das 50 Jahr’ versäumt.

Will noch sehn die wilden Rosen,

Schafgarben am Wegesrand

und der Kindheit wolkenlosen

Himmel. Nehm’ die Maus zur Hand.

So, jetzt flieg ich mausgesteuert

über'm Kindheitsboden hin,

neugierig verabenteuert,

bis ich dann gelandet bin.

***

Betonierte Wassergräben,

Zäune, gusseisern und kalt,

Straßen- ein Asphaltverweben,

keins der Häuser ist noch alt.

Und der Sumpf am Dorfes Rande,

gänseblumig reich umsäumt???

-Oh, ich steh verlor’n im Lande.

Das hab ich mir nie erträumt.

Meine schönen Kindestage

brechen schmerzlich weg im Nu,

Schönes, das ich in mir trage

betoniert mir Google zu.

Das Vergang’ne ist Atlantis

in der Zeiten Ozean.

Die gegooglete Erkenntnis

fühlt sich nicht nach Heimat an.

© Lisa Nicolis